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Ralo Mayer: Heterotopie und Utopie

2008 zeigte Ralo Mayer seine Arbeiten in der Secession Wien, 2011 im Lentos Linz. Heuer ist er Preisträger des Otto Mauer Preises, im Jesuiten Foyer ist seine Ausstellung “In short, space is the name for the fact that things fail to be in direct contact without being outside all contact entirely.“(Aber da meint Graham Harman eigentlich nicht den Weltraum) zu sehen. Der Titel spielt im übrigen auch auf Apparaturen des frühen Kinos an. Hauptsächlich arbeitet Ralo Mayer mit Video und Installationen. Berichte von Expeditionen und Weltraumexperimenten aus dem Space age, den 1970ern und später, liegen seinen Arbeiten zugrunde. Er ist aber auch, gemeinsam mit einem Kollektiv, der Gründer der Manoa Free University. Die Universität wird hier als Heterotopie verstanden, nicht anders als etwa ein Schiff oder Spaceshuttle eine Heterotopie ist. Dennoch sind es vor allem Utopien die in den Arbeiten im Mittelpunkt stehen. Der Fortschrittsglaube der Nachkriegszeit, der stark mit der Raumfahrt in Verbindung stand, prägte den 1976 geborenen Künstler mehr, als etwa die Utopien der 1920er Jahre. Berichte über das Unglück der Raumfähre Challenger (1986), konnte er als Kind selbst mitverfolgen und ließ diese in seine Ausstellung „Obviously a major malfunction/ KAGO KAGO KAGO BE…“ 2008 im Lentos Linz erstmals einfließen. Titel haben die einzelnen Teile seiner Installationen nicht, sie werden unter den jeweiligen Ausstellungstitel zusammengefasst. Eingang in die Arbeiten findet außerdem etwa das historische Experiment „Biosphere 2“ oder die in den 1970er Jahren veröffentlichte Entdeckung Roger Penrose´s eines aperiodischen Kachelmusters. Gemeinsam mit Oliver Gamballa arbeitet Ralo Mayer an einem Film Namens The Ninth Biospherian. Begonnen hat er die Arbeit an der Biosphere 2 als Übersetzer des imaginären gleichnamigen Science Fiction Romans. Die Beschäftigung mit dem Space age führt natürlich in die Vorstellungswelten des Science fiction, aus denen hier entlehnt wird. Seine Parallelwelten und alternativen Geschichten sind günstig für Utopien. Science fiction ist sehr vielschichtig als Genre, weil sich darin die gesamte Palette der realen Verhältnisse reflektieren lässt, wie auch in der Kunst. Auch haben beide die Möglichkeit Parallelwelten zu erschaffen und zu denken. Es sind etwa die Reflexionen, Schatten und Spiegelungen in Ralo Mayrs arbeiten, die dafür stehen. Wenn Künstler sich mit Utopien, und daher unumgänglich auch mit gescheiterten Utopien beschäftigen, treten sie oft auch in gewisser Weise als Archäologen oder Forscher auf, die in den Ruinen und Vorstellungswelten dieser Utopien graben. Nicht zufällig also das verkohlte Holz einer der gezeigten Installationen. Das Ziel ist kein geringeres, als trotz ihrer langen Geschichte des Scheiterns, für die Utopie im allgemeinen einzustehen.
Mehr Texte von Milena Dimitrova

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Ralo Mayer
30.11.2012 - 20.01.2013

JesuitenFoyer
1010 Wien, Bäckerstraße 18
Tel: +43 699 11 441 567
Öffnungszeiten: Mo-Di 16-19, So 12-13 h


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