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Walter Niedermayr: Der Chefillustrator des es ist so

"Wir sahen heute diese Gletscher nur in der Entfernung von einer halben Stunde und ihr Anblick bietet weiter nichts Interessantes dar." Hegel hat das geschrieben, als er, wie es seinerzeit Mode war, die Schweizer Alpen bereiste. Doch anders als die Frühromantiker und Jungrevolutionäre, die ihn begleiteten, Hölderlin und Schelling, fand der Meister der Dialektik nichts besonderes an der Bergwelt: "Der Anblick dieser ewig todten Massen gab mir nichts als die einförmige und in die Länge langweilige Vorstellung: es ist so".

Wenn es stimmt, daß die Kunst der letzten 200 Jahre sowieso nur bildnerische Fußnoten zu Hegel und seinen Thesen zur Ästhetik setzt, dann ist Walter Niedermayr der Chefillustrator des "Es ist so". Geboren 1952 in Bozen, hauptberuflich tätig als Fotograf für die Provinz Südtirol, umkreist Niedermayr jenes Motiv, das in der Gegend, aus der er stammt, vor und über und hinter den Augen liegt.

Niedermayr zieht ins Gebirg, um vor Ort nichts anderes festzustellen als daß den alpinen Szenarien alles Erhabene, zu Herzen Gehende, Großartige und Panoramatische ausgetrieben ist. Dafür kann man den Tourismus anklagen, und Niedermayr fotografiert gern einmal Skipisten im Sommer, zeigt schütter gewordene Gletscher, von Liftanlagen durchzogene Almen und all die anderen aperen Verhältnisse, die jenseits der Hochglanzbroschüren lauern. Andererseits wird die Trostlosigkeit auch geradewegs fokussiert, so daß sich wie das Abgebildete genauso die Abbildung für den schalen Eindruck verantwortlich machen läßt.

Immerhin gewinnt Niedermayr dem Elend eine seltsame und sehr eigene Qualität des Pittoresken ab, pittoresk, nicht im romantischen Sinn von angenehm oder lieblich, sondern im modernistischen Sinn von malerischer Abstraktion. Für das einschlägig vorbelastete Auge fügen sich nämlich das Grau der Pisten und die stärker kolorierten Punkte der Snowboarder/Wanderer/Tagestouristen zu einem informellen Tableau à la Cy Twombly. Darin liegt das besondere Geschick des Fotografen: Die Tristesse wird in einem avancierten, weil von der Kunst der letzten Jahrzehnte autorisierten Sinn schön.

Mehr Texte von Rainer Metzger

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Walter Niedermayr
14.09 - 03.11.2001

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


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