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Das Wohltätigkeitsdrama

Künstler sind gute Menschen. Nicht unbedingt besser als z.B. Installateure oder Steuerberater aber zumindest genau so gut. Gute Künstler produzieren gute Kunstwerke und Kunstinteressierte kaufen gerne dieselben. Gute Künstler machen aber auch weniger gute Kunstwerke, nicht allzu selten machen sie sogar durchaus schlechte und diese wollen Kunstinteressierte nicht unbedingt kaufen. Da, wie wir jetzt wissen, gute Künstler gute Menschen sind, haben sie auch ein- bis zweimal im Jahr ein gutes Kunstwerk für einen guten Zweck gespendet. Da immer mehr gute Zwecke immer mehr gute Menschen brauchen, sind die diversen bis unzähligen Wohltätigkeitsvereine vehement auf die Künstler gekommen. Und jetzt sollen die guten Künstler immer häufiger gute Kunstwerke für diese zahlreichen Charity-Auktionen spenden. Waren es früher pro Jahr zwei bis drei - waren es im letzten Monat so circa zehn. Nur allein im Großraum Wien. Jetzt sind die guten Künstler nicht nur gut sondern auch nicht blöd. Also spenden sie das eine oder andere nicht so gute bzw. immer öfter auch ein schlechtes Kunstwerk. Und da in letzter Zeit die guten Künstler gar nicht so viel schlechte Kunstwerke produzieren können, wie sie für die diversen Wohltätigkeiten benötigen, müssen bereits die schlechten Künstler ihre guten Kunstwerke spenden, die aber leider einfach schlechter sind als die schlechten von den guten Künstlern. Aber auch die Kunstinteressierten sind gute Menschen. Also kaufen sie die schlechten Kunstwerke, da es ist ja ohnehin nur für einen guten Zweck ist. Die Spirale der Gewalt wider die Kunst dreht sich immer schneller. Wir sollten etwas unternehmen. Die spendewilligen und -wütigen Künstler sollten das Geld von den Keilrahmen und den Farben für wohltätige Zwecke gleich direkt überweisen und nicht den Umweg über die Rahmen- und Farbenhandlung wählen. Und die Kunsthändler und Auktionshäuser sollten diesen Betrag dankbar verdoppeln. Der guten Sache wäre damit besser gedient. Der Kunst übrigens auch.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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