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Michaël Borremans - MAGNETICS: „A Painting is an illusion, it is just paint on Canvas“

Einmal war er in seinem Atelier im Anzug und fing an, an einem Bild zu arbeiten. Er fühlte sich durch den Anzug viel konzentrierter. Seitdem malt Michael Borremans immer im Anzug, da ihm dies ermöglicht, konzentrierter und genauer zu arbeiten. Besonders durch seine Angewohnheit, sich während des Malens einzuschließen, wird der Akt des Malens zu etwas Rituellem. Sein Stil ist dem der alten Meister ähnlich - und so wirkt es umso unglaublicher, dass er Autodidakt ist. Von seinen Bildern verlangt er, dass sie das Auge wie ein Skalpell durchdringen können. Wenn eines diese Qualität nicht besitzt, stellt er es nicht aus, lässt es nicht Teil seines Oeuvres sein. Bei ihm ist Zeichnen ein Dialog, denn niemals macht er eine Zeichnung in einem Arbeitsschritt fertig und es kann Monate dauern, da er immer wieder an ihnen arbeitet. Beim Malen aber weiß er schon genau, wie ein Bild auszusehen hat. Er malt seine Bilder deswegen in ein oder zwei Sessions. Früher benutzte er noch gefundene Fotos als Inspiration für seine Bilder, doch in den letzten Jahren wechselte er zu einer anderen Methode: Nun fotografiert er Modelle in nahezu genau den Posen, die er dann malt. Da er weder alte Kleidung, noch gegenwärtig übliche Kleidungsgegenstände verwenden will, designt er die Kleider der Modelle selbst. Die Menschen bildet er nicht als Individuen ab, sie ähneln Puppen oder Statuen. Auch dadurch evozieren die Bilder eine undefinierte klaustrophobische Atmosphäre. Und selbst wenn sich bei manchen Arbeiten implizite Referenzen an Künstler wie Velasquez oder Goya finden lassen, bleibt der Sinn trotzdem hinter vielen Schleiern verborgen. Man könnte sagen, das seien nihilistische Bilder, lassen sie die BetrachterInnen doch ohne Antwort auf Fragen, die woanders noch vor dem Betrachten als beantwortet gelten können. Seine Arbeiten, seien es nun Filme, Zeichnungen oder Gemälde, bleiben immer Enigmas. Die Antworten liegen bei uns, jede und jeder sieht etwas anderes in den Bildern, deswegen existieren viele am Werk vorbeiführende Pfade. Die BetrachterInnen werden bei Borremans unweigerlich zu KomplizInnen. Was er uns zeigt, ist eine offene Wunde in uns selbst, die sich nicht mehr schließen lässt. Eine Wunde in unser aller Augen. Denn die Bildinhalte bleiben undefiniert, es sind unsere Sehgewohnheiten, die diese Inhalte definieren wollen, und dabei unweigerlich scheitern. Wenn man sich nun in den Räumlichkeiten der BAWAG Contemporary bewegt, fangen einen die Bilder ein, lassen nicht los. Ein schnelles Durchgehen wird hier unmöglich, denn jedes Bild entwickelt seinen eigenen Sog, und man kann sich nur langsam von einem zum anderen fortbewegen. Es ist schade, dass hier keine seiner Filme zu sehen sind, wären damit doch alle Aspekte des borremanschen Oeuvres zusammengeführt. So erschliesst diese sonst sehenswerte Ausstellung leider nur einen Teilaspekt eines Künstlers, der uns im Film wie in der Malerei vor die gleichen unbeantwortbaren Fragen stellt.
Mehr Texte von Patrick Schabus

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Michaël Borremans - MAGNETICS
23.11.2012 - 17.02.2013

BAWAG P.S.K. Contemporary
1010 Wien, Franz Josefs Kai 3
http://www.bawagpskcontemporary.at
Öffnungszeiten: täglich 14-20h


Ihre Meinung

5 Postings in diesem Forum
Autodidakt?
Artlis | 14.01.2013 06:16 | antworten
Laut einem Video auf YouTube studierte er freie Grafik und Fotografie.
Autodidakt Aber Doch !
Patrick Schabus | 05.02.2013 03:53 | antworten
Laut Eigenaussage kam er zum Malen Autodidaktisch - Während er vorher schon eine künstlerische Ausbildung durchlaufen hat, hat er sich die Techniken des Malens selbst durch das Studium der Alten Meister angeeignet. So sagt er es auch in mehreren Interviews. Ja, doch er ist ein Autodidakt - fragen sie ihn doch selbst wie er das sieht.
zum Text
Matthias | 04.12.2013 05:12 | antworten
Ich habe nicht gewusst, dass man einen so beispiellosen Künstler wie Borremans mit einem müden Text wie dem Ihrigen so stumpf darstellen kann. In diesem Ausstellungstext steckt weder Struktur noch Substanz zum Thema. Von Absatz zu Absatz werden die Formulierungen unbeholfener. Und der Vorwurf seine Filmarbeiten in der BAWAG Contemporary nicht gezeigt zu haben, ist doch wirklich völlig nichtig! Vielleicht hat der Autor den falschen Beruf erwischt. Die Malereien geben ein ebenso schlüssiges Bild in den Kosmos von Michaël Borremans wie seine Zeichnungen und Filme auch.
Müde ?
Klaus Anton | 12.06.2014 01:32 | antworten
Sehr geehrter anonymer Herr. Sind sie denn etwa gar der Austellungsmacher, der sich hier über eine gerechtfertigte Kritik unter falschen Namen aufregt ? Was ist denn bitte eine müde Kritik ? Hat da gar Herr Schabus ein neues Literarisches Genre erschaffen ? Worauf fußt denn ihre Kritik ? Warum soll der Autor denn den Job verfehlt haben ? Was machen sie denn so eigentlich.......
Dr.
Florian Finder | 21.06.2014 11:28 | antworten
Matthias ist ein bekannter Troll der überall postet : http://blog.gwup.net/2008/07/06/grander-wasser-ehrenkreuz-fur-esoterischen-unfug/ Einfach nicht darauf eingehen. Wäre wohl gut den FPÖ, Esotherik, Aufregungsbürger zu sperren. Einem Journalistem mit diversen Ausbildungen einfach die Qualifikon abzusprechen - da steckt eine wohl wieder eine rechte Agenda dahinter.

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