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Martin Schnur - \where will you spent your eternity\: Unter falschem Verdacht

Knackige Männerärsche, ringende Boys oder laszive an der Grenze zur Leblosigkeit befindliche Frauenkörper bilden neben Tatoos auf nackter Haut derzeit die Sujets von Martin Schnurs Malerei. Der Ekstase und dem körperlichen Exzess folgt die Erschöpfung. Es finden sich in den Bildern Schnurs deutliche Parallelen zwischen Sexualität und Tod. Die daran geknüpfte Sehnsucht nach dem ewigen Paradies kehrt in Gestalt von Tatoos wieder. Als Schrift des Paradieses galt die Tätowierung bereits in Tahiti, von wo sie im 18. Jahrhundert von James Cook nach Europa importiert wurde. Als Sprache der Subkultur wurde sie in die Gegenwart transponiert und schließlich vom trendigen Mainstream in den neunziger Jahren aufgesogen. In den Bildern von Martin Schnur wird durch die Tätowierung die Haut als Grenze zwischen Innen- und Außenwelt, zwischen Privatem und Öffentlichem erneut thematisiert. Abgeleitet von einer anarchischen Revolte des Punks bilden nun seine Bilder Surrogate einer MTV-Ästhetik. Unkommentiert bleibt dabei jene Szene in der ein Mann an seiner runtergestülpten Hose hantiert, während eine schöne Unbekannte paralysiert und regungslos auf dem Boden liegt. Ein kühler Blauton überschattet die Gestalt und umgibt sie mit einem Hauch des Todes. Die Hintergründe des Motivs bleiben unklar. Unweigerlich denkt man an eine Vergewaltigungsszene, auch wenn einzelne Indizien die Spuren verwischen. Sich einer Bildsprache zu bedienen, in der sexuelle Fantasien effektvoll mitkalkuliert sind, löst zugleich das mulmige Gefühl aus, als BetrachterIn einer MittäterInnenschaft angeklagt zu werden. Nun ist die Sprache der Gewalt mittlerweile längst kein Tabuthema mehr, dennoch irritiert die eindeutig durch eine männliche Begehrensstruktur konnotierte Bildsprache, die weibliche Sexualität durch einen klischeehaften erotischen Filter zeigt. Dort wo das inhaltliche Disaster ungelöst bleibt, nimmt der Maler Zuflucht zu einer kunstimmanenten Verweiskette, in der Künstler wie Edward Hopper und Lucien Freud den Ton angeben.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Martin Schnur - \where will you spent your eternity\
20.11 - 31.12.2002

LukasFeichtner Galerie
1010 Wien, Seilerstätte 19
Tel: +43 676 3387145
Email: office@feichtnergallery.com
http://www.feichtnergallery.com
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18, Sa 10-16


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