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Kisten und Schwünge

Das \"Landesmuseum des neuen Jahrtausends\" steht in St. Pölten. Wie die beibehaltene Shedhalle wurde auch ihre Erweiterung von Hans Hollein entworfen: Drei ostseitig orientierte, teilweise verglaste Vierteltonnen-Segmente, die an ein Konglomerat schräggestellter Kuben andocken. Das Äußere ist teils in Altrosa, teils in poliertem Granit, teils in Blech, teils in Glas gehalten; den Blechteil durchschneiden schräge Glasbänder à la Libeskind. Das Foyer ist zum künftigen Garten verglast, der Boden in Terrazzo-Optik, mintgrün die Decke, altrosa eine in Wisch-Tupf-Technik bemalte Wand, die Pfeiler mit gelblichem Furnier verkleidet. Hier eine S-Form, dort ein Segmentschwung, dort diagonal verlegte Wandplatten. Die neuen Ausstellungsräume teilen sich nach Holleins Konzept in den organisch-geschwungenen Teil der Natur und einen rechtwinkligen für die Kunst. Die Nutzungen sind durch diese architektonisch formulierte Dualität freilich ein für alle mal definiert. Keine Rede vom Konzept der \"white cubes\", die nicht Sensationsbauten, sondern nur \"Wahrnehmungsinstrumente\" sein wollen. Der Naturkundeteil: Rundungen, roséfarbige Wände, Treppchen, Rampen, Geländer in Metall, Glas oder Holz, Eck-Zwickelchen und schräge Stützen in mintgrün. Das Grundkonzept eines Parcours auf mehreren Ebenen wird überlagert durch eine wirre Fülle an Details, Farben, Materialien und schrägen Linien. Die Krönung ist ein Felsklotz mit Miniaturgletscher, als Schlussstein eingelassen in eine Ausguckkanzel auf dreieckigem Rippendecken-Fragment, von der ein Bächlein zwischen Glasquadern bergab fließt. Aufatmen im neutral gehaltenen, parkettierten, ganz ohne mintgrün auskommenden Kunstteil. Schön ist der südseitig verglaste \"Hanak-Gang\", der im ersten Stock hinüber zur Shedhalle führt. Die Plastiken sind im harten Sonnenlicht allerdings nicht optimal präsentiert. Im Weitergehen passiert etwas Erstaunliches: Man weiß die als flexible Kiste konzipierte alte Shedhalle auf einmal wirklich zu schätzen. www.landesmuseum.net
Mehr Texte von Iris Meder †

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