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Franko B : Grenzgänger des Erträglichen

Franco B verwandelt die Räume der Galerie Klaus Engelhorn in Spiegelkabinette einer homoerotischen Bilder- und Objektwelt. Fundstücke - abgeworfene Gegenstände des Alltags kombiniert mit pornografischen Männerfotografien gewinnen in seinen Materialkollagen einen erhabenen Kultcharakter. Relikte seiner sexuellen Praktiken, wie in Harz gegossene Präservative enthüllen durch ihre Präsentation auf weißen Sockeln eine widersprüchliche Ästhetik. Überall tauchen in Metall geschnittene oder in Kindertische eingehobelte rote Kreuze und Herzen auf. Titel wie \Mama I can\t sing\, \I miss you\, \Protect me\ bilden Analogien zu Franco B\s Kindheit, die er alleingelassen in einem italienischen Waisenhaus verbrachte. Um sich davon zu befreien, erfindet er eine subjektive Ikonografie, entwickelt Strategien für eine Liebe, die schließlich zurückschlägt und die Objekte verstümmelt. Doch es sind keine alltäglichen Kompensationsrituale, vielmehr führt ein authentischer Subtext Regie, der die Schmerzensszenarien Artauds wiederbelebt. Franko B ist ein Grenzgänger. Bekannt wurde er durch seine Performances als \bleeding artist\. Die Radikalität an die Grenzen des körperlich Erträglichen zu gehen, verbindet ihn mit den PerformancekünstlerInnen Orlan, Stelarc und Gina Pane. Auf der Suche nach einer neuen Identität bleibt der eigene Körper nicht unangetastet, sondern wird zum künstlerischen Werkzeug. Als Spiegel schlimmer Exzesse und Grausamkeiten mutiert er zum verwundeten Objekt, das menschliches Leiden absorbiert. Den Augenblicken der absoluten Ekstase weichen jene der Agonie. Am 24. Oktober findet in der Galerie Engelhorn als Tribut an die Wiener Aktionisten die \Aktion 398\ statt. Nackt und weiß bemalt mit einer kleinen Wunde im Bauch wird Franco B in einem Raum sitzen, den die BesucherInnen einzeln betreten. Um seinen Hals hat er einen Plastikkragen geschnallt, wie ihn Schoßhündchen tragen, damit sie ihre Wunden nicht lecken können. Franco B konfrontiert sein Gegenüber mit der nackten Verletzbarkeit des rohen und ausgesetzten Körpers. Wie sehr das Leben des Performers zum Material seiner ultimativen Performance und zwischen Darsteller und Dargestelltem nicht mehr unterschieden werden kann, diesem Phänomen sollte man vor Ort selbst begegnen.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Franko B
12.09 - 31.10.2001

Engholm Engelhorn Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 3
Tel: +43 1 512 79 40 - 20, Fax: +43 1 512 79 40 - 11
Email: office@klausengelhorn.com
http://www.engholmengelhorn.com
Öffnungszeiten: Di 11 - 20, Mi - Fr 11 - 19 u. n. Vereinbarung


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