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Art Bodensee: Nach der Messe ist vor der Messe

Zum zwölften Mal hat die „art bodensee“ am vergangenen Wochenende ihre Pforten geöffnet, zum zweiten Mal nunmehr unter Federführung von Isabella Marte, vormals Kuratorin am Architekturzentrum Wien. Mit der Bestellung der gebürtigen Vorarlbergerin zur Projektleiterin der „art bodensee“ hat die Messe Dornbirn vor eineinhalben Jahren ein Zeichen gesetzt und der in den Anfangsjahren eher niederschwellig angesetzte Veranstaltung explizit einen zeitgemäßen, wettbewerbsfähigen Anstrich gegeben. Dass man sich dabei nicht in Konkurrenz zu den großen mitteleuropäischen Kunstmärkten à la Köln oder Basel begeben konnte und sollte, war allen Beteiligten von Anfang an klar. Die Chance einer Neuorientierung wurde liegt vielmehr darin gesehen, sich zwischen Süddeutschland, Liechtenstein, West-Österreich und der Schweiz als Nischenmesse für das Vierländer-Eck zu etablieren und damit etwa einen Gegenpol zu Karlsruhe zu bilden. Das spiegelte auch die Zusammensetzung der Galerien und Aussteller. Die Hälfte davon kam erwartungsgemäß aus Österreich, ein gutes Drittel aus Deutschland, vor allem aus dem süddeutschen Raum, der verbleibende Rest verteilte sich auf Liechtenstein (EMB, Am Lindenplatz), die Schweiz (Mera und Armin Berger), Spanien (Victor Lope Arte Contemporanea) und Italien (Boesso). Mit der Einladung einiger Wiener Galerien – Krobath, Stock, Konzett – sowie Brunnhofer aus Linz streckte die „art bodensee“ die Fühler auch nach Osten aus. Für die Auswahl der Galerien zeichnete eine fünfköpfiger Fachbeirat verantwortlich, bestehend aus den Liechtensteiner Galeristen Eva Maria Bechter und Kurt Prantl sowie Michael Sturm und Helena Vayhinger aus Deutschland und dem Vorarlberger Künstler Harald Gfader. Als Ziel hatte man sich die Etablierung einer „modernen, durchaus sportlichen Salonmesse“ gesetzt, wie es Dietmar Stefani, Geschäftsführer der Messe Dornbirn, formulierte. Dieser Vorgabe wurde denn auch weitgehend Rechnung getragen – nicht zuletzt durch das ambitionierte Spiel mit unterschiedlichen Hallenarchitekturen. So folgte einerseits die Kojenanordnung in Halle 13, wo vor allem die klassischen Medien Malerei, Skulptur und Zeichnung mit einem Schwerpunkt auf konstruktiven und geometrischen Positionen vertreten waren, einem eleganten, am Rechteck ausgerichteten Schema. Dazu stand die offene Zickzack-Struktur in Halle 14 in lebhaftem Kontrast und bildete zudem eine gute Ausgangsbasis für den Dialog durchwegs junger Positionen, die zum Teil auch in Soloshows präsentiert wurden, wie Anna Meyer bei der Schaffhausener Galerie Mera und Karl-Heinz Ströhle bei Feurstein. Viel Liebe galt sichtlich dem Vermittlungsprogramm. Neben einem anspruchsvollen Performanceprogramm am Eröffnungsabend und Künstlergesprächen fanden besonders die Publikumsführungen und das von Künstlern geleitete Kinderprogramm regen Anklang. Das bestätigt, dass die „art bodensee“ von der Bevölkerung als Kulturangebot annahm – durchaus auch unter inhaltlichen Gesichtspunkten, gab es doch unter den nicht immer bekannten Positionen einiges zu entdecken. Krass hinter den Erwartungen blieb aber das Kerngeschäft jeder Kunstmesse zurück: der Verkauf. Während manche wie die auf Konkrete Kunst spezialisierte Galerie Geiger aus Konstanz, die u.a. einen Heinz Mack um 110.000 Euro mitgebracht hatte, vorsichtigen Optimismus äußerten und immerhin von „Reservierungen“ sprachen, zeigten sich vor allem Galerien mit einem explizit international ausgerichteten Portfolio deutlich enttäuscht. „Die Voraussetzungen in der Region wären da, aber die großen Sammler sind ausgeblieben“, sagte etwa die Wiener Galeristin Helga Krobath, die auch vor allem Fehlen eines VIP-Programms bemängelte. Und der Veranstalter selbst bilanzierte: „Natürlich wisse man, dass man im Bereich der Verkäufe nicht nicht alle Erwartungen erfüllen konnte, aber für die Zukunft werde man alles unternehmen, Kunstsammler vom Angebot der „art bodensee“ noch mehr zu überzeugen.“ – Es ist der „art bodensee“ zu wünschen, dass sie aus den diesjährigen Fehlern gelernt hat. Der eingeschlagene Kurs ist auf jeden Fall begrüßenswert. Was die Ökonomie einer Kunstmesse betrifft, besteht allerdings noch einiger Handlungsbedarf. Manche der Aussteller werden sicherlich wiederkommen, aber nicht alle sind bereit, gemachte Verluste als Investition in die Zukunft zu sehen.
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Art Bodensee
13 - 15.07.2012

Dornbirner Messe
6854 Dornbirn, Messeplatz 1
Tel: +43 (5572) 305-0, Fax: +43 (5572) 305-335
Email: service@messedornbirn.at
http://www.artbodensee.info


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