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Gustav Deutsch - Film ist. (1-12): Film ohne Eigenschaften

Historisches Filmmaterial hat einen ganz besonderen Reiz. Es zeigt nicht nur eine bewegte Welt, die es so schon lange nicht mehr gibt, es verrät auch viel über die frühe Faszination an den laufenden Bildern. Das Experimentieren mit der Kamera, die Begeisterung, mit der Kader für Kader geforscht worden ist, sind im wissenschaftlichen Film besonders unvermittelt da, auch wenn dessen didaktische Zielsetzung die Ergebnisse vielleicht etwas trocken aussehen lässt. Gustav Deutsch hat für sein Projekt "Film ist." viele dieser Archivschätze gesichtet und Teile daraus zusammengeschnitten. Den 1998 fertiggestellten Blöcken 1-6 folgten jüngst 7-12. Alle gemeinsam sind derzeit als DVD-Installation im Künstlerhaus auf acht kreisförmig angeordneten Leinwänden zu sehen. In rascher Folge erscheinen kurze Sequenzen, entweder verschiedene gleichzeitig oder dieselbe achtfach nebeneinander, mit deren Hilfe Deutsch das Medium Film in zwölf Kapiteln plus Unterkapiteln erklärt. Reihenweise spielen Uhren verrückt, werden Blicke geworfen, Vorhänge weggezogen, großstädtisches Leben und Treiben wird mit Aufnahmen aus einem afrikanischen Dorf konterkariert, mal läuft ein großer Vogel, dann wieder ein Kleinkind von links nach rechts durchs Bild: Gustav Deutsch arbeitet mit den Wirkungen von Wiederholung und Kontrast. Die Aufteilung in Kapitel weckt den Anschein einer filmtheoretischen Analyse, einer Art Bebilderung der Kracauerschen Filmtheorie etwa. Dem steht entgegen, dass Deutsch Film vor allem über Inhalte definiert und diese Inhalte auch noch sehr subjektiv auswählt. Die Themen "Magie", "Gefühl und Leidenschaft", "Schrift und Sprache" sind leider ebenso beliebig wie die "Film ist."-Anhängsel "Komisch", "Erinnerung und Dokument", "Ein Augenblick" oder "Material". Nur die ersten beiden Kapitel "Bewegung und Zeit" und "Licht und Dunkelheit" handeln von dem, was Film primär und vor allem ist: ein Medium mit spezifischen Eigenschaften und Möglichkeiten. So interessant es sein mag, wenig gezeigtes Archivmaterial fetzig montiert über mehrere Leinwände flimmern zu lassen, spannender wäre eine wirklich filmische Analyse gewesen. Aber vielleicht kommt das ja im nächsten Block. Eine Ausstellung im Rahmen von Wien Modern.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Gustav Deutsch - Film ist. (1-12)
10 - 23.11.2002

Künstlerhaus Wien
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi + Fr 10-22 h


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