Johanna Kandl - Kämpfer für`s Glück: Und immer wieder geht die Sonne auf
Ist jemandem jemals aufgefallen, dass auf den durch die Medien zirkulierenden Bildern von Osteuropa meistens Schlechtwetter oder der Eindruck von klirrender Kälte vermittelt wird? In der Malerei von Johanna Kandl wird mit diesem No-Future-Image gebrochen. In ihren farbenprächtigen Bildern erstrahlt der Osten im Licht der Sonne.
In fremde Länder zu reisen, die nicht gerade im Trend der Tourismusindustrie liegen, sondern die sich durch politische Instabilität und ökonomische Umwälzungen auszeichnen, ist das politische Konzept von Kandls Kunst. Ihre Reiseziele sind Aserbaidschan, Russland, Rumänien, Georgien oder die Grenzgebiete Deutschlands, Tschechiens und Österreichs. Die dabei entstandenen Schnappschüsse dienen als Vorlage ihrer großformatigen Bilder. Nicht der Anspruch auf AutorInnenschaft zählt, sondern der authentische Augenblick, in dem sich Geschichte in die Trivialität des Alltags einschreibt.
Kandls ProtagonistInnen versuchen, meist auf illegalen Marktplätzen oder im Niemandsland an Grenzzonen, ihr Glück. Während Kandls Bildsujets ernüchternd wirken, eröffnen Texte wie "Ein Gefühl im Bauch hat mir gesagt: Du kannst mehr erreichen" eine weitere sozioökonomische Dimension. Johanna Kandl entnimmt ihre Slogans der Coachingliteratur von ManagerInnen. Das Bild mit dem Slogan "Jede Frau hat das Zeug zur Millionärin" kann weniger als eine Ironie des Schicksals gelesen werden, denn als ein Appell dem Diktat des Neoliberalismus Parole zu bieten.
Die Plastikplanen, welche die Galerie durchtrennen, verleihen dem Raum eine organische Metaphorik und erinnern an Marktstände. Zugleich werden sie zur Trägerfläche von Zeitungsausschnitten, welche den fremdenfeindliche Tenor gegen Flüchtlingen durch Lokalzeitungen ins Gedächtnis rufen. Im Projekt "Insel Bella Lella" gestaltet Johanna Kandl gemeinsam mit ihrem Ehemann Helmut Kandl eine "Kultur- und Sozialgeschichte des Urlaubs". Markant dringt dabei zum Vorschein, wie durch politische Grenzziehungen die Vita von Menschen auf fatale Weise unterschiedlich verläuft.
21.11.2002 - 18.01.2003
Christine König Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1a
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Sa 12-16h