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Glatte Oberflächen

Außenbündige Glasscheiben mit breiten dunklen Rahmen: Dem Passanten präsentiert sich Armin Ebner/BEHFs \"fabios\" eher als vergröberte Version von Philip Johnsons Glashaus, wintergartenartig vor ein innerstädtisches Gebäude gesetzt. Innen erschließt sich geradeaus eine schlauchartige Lounge mit in dunklem Leder gepolsterten seitlichen Sitznischen und langer Bar, links der verglaste Restaurantbereich. Boden, Decke und Service-Einbauten sind mit seidenmattem Nussholz verkleidet. Vor die Spiegelglas-Rückwand ist als veritable Curtain Wall ein durchscheinender hellgrauer Vorhang gezogen. Die formale Reduktion auf bruchlose Flächen in klaren, sorgfältig behandelten Materialien steht in der Tradition Mies van der Rohes: Schubladen und Stauräume in den Servicepfeilern öffnen sich auf Druck ohne Griffe und Zugleisten, glatte, zweidimensionale Oberflächen prägen den Raum. Die warme Farbigkeit des Holzes und des dunkelbraunen Leders der Stühle und Hocker wird von Details wie fahl-violetten und anthrazitgrauen Trinkgläsern ergänzt. Eine detaillierte Regie steuert die ausgefeilte weltläufige Ästhetik. Hier stellt sich die Frage nach den Bezügen von Architektur und ihren Nutzern. Was bei BEHFs Libro- und M-Preis-Filialen als Zugänglichmachen guten Bauens für breitere Schichten interpretiert werden und dabei noch einen ästhetisch-architektonischen Erziehungswert implizieren kann, muss sich in diesem Fall auch als Hintergrund zur effektvollen Darstellung repräsentativen Selbstverständnisses und Mittel zur sozialen Aufwertung einsetzen lassen. Das ist in London und Paris nicht anders als in München und Wien: Minimalistisch durchgestaltete Lokale werden eben nicht von Wallpaper-Twens frequentiert, sondern von älteren Herren mit Zigarren und jüngeren Damen mit High Heels. Armin Ebner/BEHF, Restaurant, Bar und Lounge fabios, Tuchlauben 6, 1010 Wien
Mehr Texte von Iris Meder †

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