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Routes - Imaging travel and migration: Auf der Reise

Die Bilderflut der vergangenen Jahrzehnte erforderte eine erhöhte Konzentration auf visuelle Formen der Signifikation, die sich im Rahmen einer Dialektik von Identität und Differenz manifestieren. Während zahlreiche Differenzhypothesen die negativen Konnotationen der \"Andersheit\" zu entkräftigen versuchen, existieren in einem soziokulturellen Kontext nach wie vor jene Modelle von Fremdheit, die aufgrund fehlender Reflexionsansätze zu Konfliktsituationen führen. Der diesjährige steirische Herbst folgt dem Generalthema \"Fremdkörper\", dessen kartografisch evozierte Bedeutungsvariablen und -verschiebungen am deutlichsten in der von Christian Kravagna für den Grazer Kunstverein kuratierten Ausstellung \"Routes\" sichtbar werden. Ein Rundgang durch die präzise angelegte Ausstellung vermittelt jene wandelnden Erfahrungen mit Raum und Zeit, denen das postmoderne und postkoloniale Subjekt ausgesetzt ist. Die zunehmenden Reisemodalitäten bedingen einen Verlust von Landkarten, wodurch der Lage der Ausgangs- und Ankunftspunkte weniger Bedeutung beigemessen wird als dem Dazwischen, das durch die Fremdbestimmtheit visueller, sprachlicher und kultureller Codes die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. So filmte etwa Dorit Margreiter in \"Women of the Orient\" ihre Mutter asiatischer Herkunft, während sie ein Buch mit dem gleichnamigen Titel liest, das sich als \"Gebrauchsanweisung\" asiatischer Frauen für den westlichen Eroberer entpuppt. Emily Jacir vollzieht eine Autofahrt durch Texas, die hauptsächlich von arabischen Songs begleitet wird und auf die Differenziertheit des kulturellen Gedächtnisses der EinwohnerInnen der USA verweist. Lisl Ponger wiederum setzt den orientalisch anmutenden Filmstills westlicher Provenienz ihr selbstinszeniertes Abbild entgegen und verhandelt dadurch westliche Stereotypen des kolonialen Blicks, während Tim Sharp Ausschussmaterial eines Films über die Tuareg untersucht und dabei eine Metadokumentation zur eigentlichen Dokumentation konstruiert. Zeigam Azizov et al. erforschen auf einer textuellen Reise der Gedanken und Ideen zur Migration die Bruchlinien, die diese hervorruft und das Reisen letztendlich in ein Spannungsfeld zwischen Realität und Fiktion stellt.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Routes - Imaging travel and migration
27.10 - 22.12.2002

Grazer Kunstverein
8010 Graz, Palais Trauttmansdorff, Burggasse 4
Tel: + 43 316 83 41 41, Fax: + 43 316 83 41 42
Email: office@grazerkunstverein.org
http://www.grazerkunstverein.org
Öffnungszeiten: Mi-Fr 11-18 h


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