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Siegfried Anzinger - Neue Bilder und Skulpturen: Großes grünes Licht

Malerei ist der Film, der die Pigmente der Farbe mit den Bewegungen des Malers auf der Leinwand anpickt. Die Leinwand orientiert sich an der Entscheidung des Malers, wie groß sie sein soll. Der Maler bildet die kammerartige Theaterseele der Malerei. Aus Kopf, Blick und Bewegung des Malers heraus entspricht die Handlung der Malerei dem, was auf der Leinwand zu sehen ist. Die Überlegungen von Sigmund Freud über die Hinterzimmer dessen, was wir Seele genannt haben, bevor wir es Psyche zu nennen für klüger hielten, sind uns manchmal erhellend gewesen in Bezug auf die Aussagen, die in der Kunst gemacht werden. Die Aussagen der neuen Bilder von Siegfried Anzinger im Sinne dessen, was ihr Titel, Komposition und figurale Besetzung jeweils zu erkennen gibt, behandeln Einzelheiten der Schöpfungsgeschichte in verschiedenen religiösen Traditionen – es erscheint neben dem antiken Hades auch ein Paradies. Daneben kommen Indianer, nackt und angezogen, animistisch orgiastisch und kontemplativer, sogar Moped fahrend vor. Man kann die Handlungen der Bilder zu eventuell obszönen Geschichten zusammenfassen, aber es sind viele Bilder und demzufolge viele Handlungen. Möglich auch, die Bilder einzuteilen in Grade von Blasphemie oder Menge miteinander vermengter Kulturzitate, statistisch gesehen geradezu bestechend. Vielleicht würde sogar Spaß machen, sich vorzustellen, man wäre Sigmund Freud und würde die Bilder von Siegfried Anzinger sehen. Die Malerei von Siegfried Anzinger basiert auf Leimfarbe. Der Umgang mit dieser lässt kein Sfumato zu und keine Tiefenlasur und fordert wie ein klassisches Fresko prima-tempera-Malerei, bei der gemalt wird, bis es trocknet, und wenn es zu trocknen beginnt, ist es zu spät. Man kann keine Übergänge machen, keine natürlichen Schattenverläufe zeigen und innerhalb von Kontrastspreizungen eine Räumlichkeit abbilden; der Raum muss also durch Perspektive erzeugt werden. Das Licht in solchen Bildern ist immer klar und dennoch von einheitlichem Raumgefühl – es entspricht der Farbe des Himmels, falls der Himmel zu sehen ist. Anzingers Licht bewegt sich in einem schimmernd sandigem Grün, dessen Gelblichter nie ordinär werden, dessen Rottöne eigene Ankerpunkte im Bildgefüge setzen und dessen Vor- und Zurückweichen die Sanftheit von geruchslosen, staubverschlingenden, sehr flachen Pflanzen hat, deren Blätter lang, weich und sehr sanft sind. Es ist kein glühendes Grün, kein genuin gutgläubiges, mehr ein islandponyartiges Grün, das auf sirrende Art gluckst. Es ist kein Grün, das im Sommer satt werden könnte, aber es ist ein unvernünftig heiteres Grün. Es wird länger halten als der Frühlingsglamour.
Mehr Texte von Gesche Heumann

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Siegfried Anzinger - Neue Bilder und Skulpturen
10.03 - 05.05.2012

Galerie Elisabeth & Klaus Thoman
1010 Wien, Seilerstätte 7
Tel: + 43 1 512 08 40
Email: galerie@galeriethoman.com
http://www.galeriethoman.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 11-15 h


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