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Kinetica Artfair: Das Lächeln der Überväter

Die Kinetica Art Fair in London zog ein großes Publikum an Wer hätte das gedacht: Vor dem Eingang der kleinen Spezialmesse „Kinetica Art Fair“, die sich mit jeglicher Kunst befasst, die sich bewegt (und mehr), standen die Besucher Schlange. Innen standen sie dicht an dicht, praller gefüllte Gänge sieht man selten. Zwar meinte Salvador Dalí einmal, dass das Mindeste, das man von einer Skulptur erwarten könne, sei, dass sie sich nicht bewegt, aber das war wohl Privatmeinung. Kinetische Kunst, die auf eine lange Geschichte zurückblickt (je nach dem, wie man sie definiert, die Kunst) und in den 1960ern prominent wurde – vornehmlich durch Jean Tinguely, Heinz Mack, Julio LeParc – mag nicht mehr so im Vordergrund stehen. Jedoch: Sie lebt, ihr geht es gut, und sie kann immer noch begeistern. Die Messe, etwas anarchisch und chaotisch, aber sehr lebendig, sieht sich unter dem wohlwollenden Lächeln dieser Überväter. Aber auch das „nicht nur“. Da gibt es schon neue Entwicklungen und das unter anderem auch, weil die kinetische Kunst eine sehr technologiegebundene sein kann. Kinetisch heißt hier nicht nur, dass sich mechanisch etwas bewegt, viel wird auch mit Licht gearbeitet, das sich dann nicht einmal wirklich bewegen muss. Tim Lewis (nächste Ausstellung: „Mechanisms“ bei Flowers, 82 Kingsland Rd, London; 9. März bis 14. April) ist der Meister der mechanischen Wolpertinger. Fabelwesen treiben es auf dem Stand, elektromechanisch angetrieben, oft faszinierend. Etwa „Pony“, eine straußenartige Figur aus der mechanischen menschlichen Armen. Es bewegt sich autonom, während andere Werke auch interaktive Aspekte besitzen. Mehr mit Licht arbeitet András Mengyán: In einem mit leicht eingetrübtem Wasser gefüllten Quader aus Acrylglas bewegt sich (in der programmierbaren Version) Laserlicht. Die Quelle, unter der Bodenplatte, bleibt verborgen, vom Moment des Austritts oben an der Deckenplatte an ist das Licht unsichtbar. Licht, das man nicht sehen kann, weil es nicht reflektiert wird. Das ist schon ein „Wow“ wert (Gallery A22, Budapest, um 12.000 Pfund). Größter Aussteller: Das Kinetica Museum London, dessen Ausstellungsstücke aber käuflich sind (£640-£19.000). Publikumsliebling: Dreidimensionale Gegenstände, die materiell gar nicht da sind, nur eine Art Hologramm darstellen. Man kann mit dem Finger durch sie hindurch. Tamás Szvet kreiert so etwas. Die Werke der „No material“-Serie kosten zwischen etwa 3000 und knapp 8000 Pfund. Nur Licht, eher statisch, aber knackig: Chris Bracy (Daniel Poole Gallery, London), mit Totenkopf und Schmetterling. Was sonst noch positiv auffiel: „Gearmobiles“ mit vom Publikum zu bedienenden rotierenden Spielgeräten, Titia Ex aus den Niederlanden mit einer Außenraum-Installation einer kosmischen Seerose mit sich auf Bewegungsimpulsen hin änderndem Licht, mechanische Objekte mit konkreten Erzählungen von Piotr Jedrzejewski, bunte Drehscheiben mit Stroboskoplicht von Leif Maginnis und die gewollt kruden „Acoustic Laptops“ zum einfachen hervorrufen eher unsauberer Töne von Origami Boe (Lydgalleriet, Bergen, N). Erkenntnis: Auch Rand ist interessant...
Mehr Texte von Gerhard Charles Rump †

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Kinetica Artfair
09 - 12.02.2012

Ambika P3
NW1 5LS London, 35 Marylebone Road
http://www.kinetica-artfair.com/
Öffnungszeiten: 10 - 20h, Sa 11 - 18h


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