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Warum nicht ein Josef-Frank-Jahr?

Der Zusammenschluss dreier Wiener Designhändler ermöglicht erstmals eine hochkarätige Auktion österreichischen Designs. Wien um die Jahrhundertwende, Klimt, Jugendstil – das sind Schlagwörter mit dem sich die Stadt Wien international gerne vermarktet. Speziell der Jugendstil vermochte im Bereich des Designs zu einem Label zu werden, das die heimische Designgeschichte auch international transportiert. Auch das aktulle Designschaffen findet, gestützt durch Veranstaltungen wie die Vienna Design Week und die Auftritte auf internationalen Designmessen, mittlerweile weitreichende Aufmerksamkeit. Dazwischen, also von den 1920er bis zu den 1960er Jahren, herrscht aber speziell bei den Designauktionen weitestgehend Dunkelheit – von einigen Aufblitzern wie Loos und Hoffmann und den allgegenwärtigen Sesseln von Roland Rainer einmal abgesehen. Schon im Jahr 2008 hatten sich die drei wichtigsten Wiener Designhändler – Patrick Kovacs, Rauminhalt und Lichterloh – mit der Gründung der Marke Design Tradition (das artmagazine berichtete) verpflichtet, sich der Recherche, Aufarbeitung und natürlich Vermarktung österreichischen Designs zu widmen. Nach mehrjährigem Forschen und Katalogisieren finden nun die Bemühungen einen ersten Höhepunkt in Form einer Designauktion, die am 29. Februar im Wiener Dorotheum eine hochkarätige Auswahl an österreichischem Design unter den Hammer und an die DesignliebhaberInnen bringen will. Josef Frank etwa, 1885 in Baden bei Wien geboren, als Jude 1933 zur Emigration nach Schweden gezwungen, wo er für die Stockholmer Einrichtungsfirma Svenskt Tenn viele Entwürfe fertigte, ist mit bedeutenden, noch in Wien entstandenen Möbeln vertreten: der „Funktionsarmstuhl (Kanadier)“ (1925/26 für das von Frank gegründete Einrichtungshaus Haus & Garten, EUR 4.500,- bis 5.500,-) oder sein „Kaminsessel“, der in zwei Varianten von Thonet Mundus gefertigt wurde (EUR 900,- bis 1.300,- bzw. EUR 2.000,- bis 3.000,-). Von Oswald Haerdtl (1899 – 1959, Wien) gib es neben einem Barschränkchen auf Rollen (EUR 3.400,- bis 4.500,-) auch ein 4-er Set der Cafe-Prückel-Stühle (um wohlfeile EUR 1.200,- bis 1.600,-) oder den gemeinsam mit Josef Hoffmann für die Werkbundausstellung 1930 in Wien entworfenen Armstuhl. (EUR 1.500,- bis 2.000,-) Eine Weitere, viel zu wenig beachtete Gestalterin ist auch Anna-Lülja Praun, 1906 in St. Petersburg geboren, studierte sie Architektur an der Technischen Hochschule in Graz, arbeitete im Atelier von Clemens Holzmeister bevor sie 1938 Österreich verlassen musste. Sie kehrte nach dem Krieg zurück, gestaltete Möbel und ganze Häuser. Von ihr ist ein im Jahr 2000 ausgeführter TV-Schank aus Nirosta, bezogen mit gelbem Leder im Angebot der Auktion (EUR 5.000,- bis 8.000,-). Für kleinere Ankaufsbudgets, aber durchaus beachtenswert ist auch das Angebot von Steh- und Tischlampen (EUR 500,- bis 1.800,-) von Designern wie Carl Auböck jun., Fritz Reichl oder Oskar Riedel. Den Sprung in die Gegenwart kann man dann mit Objekten an der Grenze von Kunst und Design machen, etwa mit den Sesseln von Franz West (EUR 4.000 bis 5.000,-), einem Tisch von Heimo Zobernig (EUR 7.000,- bis 10.000,-) oder einem Paravant von Hubert Schmalix (EUR 2.800,- bis 3.500,-). Alles in Allem ein interessanter Versuch, die durchaus existente öterreichische Designtradition auch am Markt zu etablieren und wer weiß – vielleicht feiern wir ja einmal ein Josef-Frank Jahr, was aber hoffentlich nicht bis zu seinem 150. Geburtstag im Jahr 2035 dauern wird. Auktion: Austrian Design 29. 02. 2012, 16:00 Dorotheum
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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