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Radikaler Wandel im Haus der Kunst München

Als er das Haus der Kunst erstmals nachdem die Endscheidung feststand, das er der ehemalige Leiter der Dokumenta nun das Haus leiten wird soll er gleich sein Ziel gefunden haben. Er erkannte die „unglaubliche Schwere“ des Gebäudes, und entschied sich : „Mein Ziel wird es sein, dieses Gebäude schweben zu lassen. Wenn es sich einen Millimeter über den Boden erhebt, habe ich es geschafft.“ Ja geschwebt hat es wahrscheinlich nie, eher gelungert. Erstmals wurde das Haus der Kunst 1937 als Modell in der Pariser Weltausstellung präsentiert. Es nahm archetektonisch eine Schlüsselrolle im Nationalsozialismus ein. In den Jahren nach 45 schämte man sich eher wegen dem Gebäude, das schon von der Ferne Molochartig seine Umgebung niederzudrücken scheint. Okwui Enwezors Vortrag dauerte fast eine Stunde, er zeigte seine Visionen bezüglich des Hauses mithilfe von Computeranimationen und –projektionen. Poetische Zukunftsvisonen hin oder her, seine Pläne, auf die lange gewartet wurde, stehen nun fest: Das Motto das nun im Haus vorherrschen wird lautend: "Stretch your view - Weite deinen Blick" Mithilfe eines reflexiven Apparats soll die „globale Perspektive der Gegenwartskunst“ geschärft werden. Er will der zeitgenössischen Kunst verpflichtet sein, und dabei die „historische Dimension des Zeitgenössischen“ untersuchen und übermitteln. So will er nun die ursprüngliche Baustruktur wieder zeigen, das Foyer soll wieder präsentiert werden und die Mittelhalle wird zukünftig eine zentrale Funktion einnehmen. Der bodenlange Vorhang, der unter seinem Vorgänger Chis Dercon dort angebracht wurde, schlummert bereits im Archiv. Die seitlichen Treppenhäuser zu den Nord- und Südgalerien, die nun schon seit den 50er Jahren verschlossen waren, werden wieder geöffnet. Nun ist es wieder möglich alle Ausstellungen zentral von der Mittelhalle zu erreichen. Möglicherweise, wenn es finanzierbar ist, soll auch das Flachdach genutzt werden. Ab 2013 wird die historische Dokumentation des 75-jährigen Hauses in einem Seitenraum als Dauerausstellung zu besichtigen sein. Der Buchladen wird hingegen in ein Kabinett verschoben. Auch das Erscheinungsbild wird einem Wandel unterzogen : Demnächst werden elektronische Billboards zur Programmwerbung sowohl außen als auch innen angebracht werden. Auf dem Fries des Gebäudes wurde bereits rechts und links jeweils ein Schriftzug angebracht. Für den Internetauftritt hat die Agentur „Base Design“ ein Logo erstellt in dem sich die einzelnen Buchstaben von „Haus der Kunst“ immer wieder aufs Neue positionieren. Seine erste selbst kuratierte Ausstellung am Haus eröffnet erst am 23. November, sie trät den Titel "ECM - eine kulturelle Archäologie" und setzt sich mit dem in München gegründeten Plattenlabel auseinander. Das Datum ist bereits ein historisches, so werden an diesem Tag genau 75 Jahre seit der Eröffnung des Hauses vergangen sein. Neben den Ausstellungen sollen die diskursiven Bereiche stärker im Blickpunkt stehen, so sollen künftig auch die Bereiche Forschen und Lernen im Haus etabliert werden. Ein hochinteressantes Konzept, wahrscheinlich wird der Höhenflug des Kunsthauses unter dieser Leitung weitergehen, ob das Haus dann aber wirklich auch abhebt ? Nicht dass es, leicht geworden, durch eine Stürmböe einfach wegfliegt ! Es wäre doch zu schade, bei den Aussichten, die Enwezor uns nun eröffnet hat. www.hausderkunst.de
Mehr Texte von Patrick Schabus

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