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Martin Soto Climent - The Bright of the Whisper: Mythologien der Irritation

Der mexikanische Künstler Martin Soto Climent (geb. 1977) hat für seine erste Solopräsentation in Österreich eine gleichermaßen faszinierende wie verstörende raumgreifende Installation geschaffen, die auf der symbolischen Transformation diverser objets trouvés beruht. Türflügel, die auf Stühlen liegen, bilden Ablageflächen für ein Sammelsurium an Alltagsgegenständen, darunter ein Schachspiel, Nippes, Spinnräder, Lederhandschuhe und Spitzenunterwäsche. Die Tür-Stuhl-Konstruktionen dienen gleichzeitig als Sockel für ein bis zum Plafond hochgezogenes Geflecht an Nylonstrumpfhosen, in deren Bünden sich etwa eine Wärmflasche, eine Kuchenform oder Haarbüschel befinden. Damenstiefel bilden eine Wandskulptur, ein in Falten gelegter Vorhang mündet in ebensolchen, am Boden steht ein Paar Highheels, an der Wand hängt ein Bustier. Zweifelsohne spielt der Künstler hier mit der Fetischqualität, die erotisch aufgeladenen weiblichen Accessoires wie diesen innewohnt. Durch die irritierende Verkettung mit den anderen Details der Installation, durch das ungewöhnliche, teils unvereinbare Zusammenspiel der Objekte insgesamt lässt Soto Climent den Besucher allerdings erahnen, dass es hier nicht allein um Verweise auf den menschlichen Körper geht. Vielmehr interessiert ihn die Belebung der Dingwelt an sich. Vom heimlichen „Animismus der Gegenstände“, vom Ausloten ihrer „Befindlichkeit“ ist daher im Begleittext zur Ausstellung die Rede. Indem der Künstler Vertrautes in einen irrationalen Zusammenhang bringt und leblose Gegenstände beseelt, rückt er durchaus in die Nähe der Surrealisten. Die Rätselhaftigkeit seiner Kunst scheint sich aber auch aus einem für den Betrachter nicht ergründbaren Denken zu speisen. Mit dem von Harald Szeemann eingeführten Begriff der “Individuellen Mythologie” mag man deshalb in Bezug auf das Schaffen dieses Künstlers operieren. Denn Soto Climent, das verdeutlicht die Schau, klinkt sich aus den Konventionen des kollektiven Wirklichkeitsverständnisses aus. Er entwirft einen Kosmos, der ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten zu gehorchen scheint. Was auch immer er uns sagen will, zur Gänze dekodierbar ist seine Botschaft nicht.
Mehr Texte von Manisha Jothady

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Martin Soto Climent - The Bright of the Whisper
11.02 - 05.04.2012

Kunstraum Innsbruck
6020 Innsbruck, Maria-Theresien Strasse 34
Tel: +43 512 58 4000, Fax: +43 512 58 4000-15
Email: office@kunstraum-innsbruck.at
http://www.kunstraum-innsbruck.at
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 13-18, Do 13-20, Sa 10-15 h
Feiertage geschlossen


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