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Funktionaler Ort, schwieriges Terrain

Was konnte man sich darüber erheitern, als nach knapp zehnjährigen Planung und Aufbau 1973 in Klagenfurt der Universitätsbetrieb aufgenommen wurde. Das Areal war nahe dem See gelegen, dort wo der Sage nach der Lindwurm einst sein Unwesen trieb und ob der feuchten Lage hatte man auch bald für die Klagenfurter Alma Mater die freundliche Bezeichnung „Sumpfdoldenanstalt“ gefunden. Der wirkliche Sumpf allerdings kam später und mit ihm kam ein trauriger Wandel, in dem Kultur hauptsächlich im Zusammenhang mit Events oder Heimatpflege als förderungswürdig gilt, alles andere, was nicht als ganz konform oder gar kritisch erachtet wird, hat es da eher schwer. Soweit, so bekannt. Heute gibt es in direkter Nachbarschaft zur nun umbenannten Alpen-Adria-Universität einen Wissenschafts- und Technologie Park und mit ihm eine Zelle, in der mehr an Zeitgenössisch-kritischem verwirklicht wird, als man für möglich halten möchte. Denn begleitend zu den üblichen Kunst-am-Bau-Projekten, aus geführt von Künstlern wie Alice Creischer & Andreas Siekmann, Dorit Margreiter, Andreas Fogarasi oder Gülsün Karamustafa, erarbeiteten die beiden Kuratoren Hedwig Saxenhuber und Christian Kravagna das Konzept für einen Kunstraum, der dem Feld zwischen wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und kultureller Praxis ein multifunktionales Forum für Ausstellungen, Filmvorführungen, Vorträge, Diskusionen und Kooperationen mit anderen Institutionen bietet. Von Josef Dabernig ausgetattet, wird der „kunstraum lakeside“ nun -dem Umfeld entsprechend- semesterweise jewils unter einem Thema bespielt. Was im Semester 05/06 mit „Ansichten der Ökonomie“ begonnen hat steht nun im Semester 2011/12 unter dem Motto „Umbau“ und die vielleicht triftigste Raison d'Etre des Programms in diesem gut 116m2 großen Raum ist jene, mit einer nahezu lapidaren Selbstverständlichkeit eine Egalität herzustellen zwischen dem was im Kunstbetrieb gängig als international bezeichnet wird und jenen, die man hierzulande als hiesig auch namentlich kennt. Dieses Semester war bis 2. Dezember noch Filme von Anna Jermolaewa, darunter „Aleksandra Wysokinska/20 Jahre danach“, das berührende Wiedersehen mit ihrer damaligen Fluchthelferin, zu sehen. Zwischendurch stellte sich Oliver Resseler die filmisch umgesetzte Frage „What Is Democracy“, kurz daraud präsentierte Isabella Hollauf ihr Buch „Erholungsräume“. Am 13. Dezember wird die Ausstellung „366 Rituale“ des kroatischen Künstlers Igor Grubic eröffnet, gefolgt von dem Videoexperiment <<(abschatten)>> von Markus Brandstätter, über Menschen in Klagenfurt, die von der Gesellschaft „abgeschattete und verschattete Existenzen“ führen. Soweit, abwechslungsreich, kritisch, diskursiv, wie mit einem internationalem Anspruch versehen. Was wir daraus lernen? Man sollte Sumpfgebiete niemals aufgeben.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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