Werbung
,

85. Kunst und Antiquitäten München: Sie läuft und läuft

Sie heißt „Kunst und Antiquitäten München“ vulgo jedoch nur „Nockherberg“ (weil sie da stattfindet) und sie findet zwei Mal pro Jahr statt. Und das seit Jahrzehnten. Eine herzige Messe, die man aber nicht unterschätzen darf. Allein deshalb schon nicht, weil, jedenfalls bei der Herbstausgabe, die hochwohlmögenden Aussteller der Kunstmesse München (im Postpalast) und der „Munich Highlights (im Haus der Kunst) dort gerne etwas einkaufen, das dann mit entsprechendem Aufschlag an die Kundschaft weitergegeben wird, die sich zu fein ist, im Festsaal des Paulaner am Nockherberg aufzutauchen. Man könnte ja gesehen werden … Sicher, der Nockherberg, das ist Krusch und Krempel, Sammel und Surium von 65 Ausstellern (unterscheidet sich also von der Struktur her nicht wirklich von den anderen Messen, die ja auch nicht orchestriert sind) – aber bietet jedem etwas, in jeder Preisklasse. Putziges sieht man da neben Werken von Maastricht-Qualität. Etwa ein Hauptwerk von Carl Schlesinger, 1866, den „Feierabend“ (80x116), dass heimkehrende Bauern mit Heuwagen zeigt, so meisterlich wie romantisch, und das um 19.500 Euro. Beinahe glaubt man, da wäre das Komma verrutscht (bei Stefan Decker aus Baden-Baden). Peter Wall (Retep-Limes-Kunsthandel, List auf Sylt) bestätigt den Publikumszuspruch der Messe gegenüber artmagazine.cc: „Es hat zwar gerade erst angefangen, aber es ist schon prächtig gelaufen.“ Großes Interesse erregt bei Nikolaus Fink aus München eines der chef d’oeuvres von Hermann Baisch, die „Rinderherde im Dachauer Land“. Baisch (1846-94) war Mitbegründer der Freiluftmalerei in Deutschland, die dort gut 50 Jahre nach ihren Anfängen in England begann. Bilder mit Rindviechern sind beim pp. Publikum beliebt. Nikolaus Fink möchte für das 48 x 88 cm messende Bild 12.500 Euro lukrieren. Typisch für den Nockherberg sind all die lieben netten Kleinigkeiten, etwa bei Christian Steeb aus Graz hölzerne Jetons im Original-Maroquin-Lederdöschen aus „Carlsbad“. Oder die netten Netsuke (um 1000 Euro) bei Birbaumer & Eberhardt (Timmendorfer Strand), die englischen Holzdosen beim „Box Shop“ aus Berlin. Und so fort. Dass man seinen Stand ordentlich choreografieren kann, ohne gleich plakativ zu werden, zeigt, wieder einmal, Beatrice Ostner-Benito mit ihrem Handel „ARTemotion“ (München). Ihre Skulpturen und Objekte aus mehreren Jahrhunderten sind harmonisch aufeinander abgestimmt. Ein Putto als Kerzenhalter gehört dazu, 18. Jh., süddeutsch, um 3.500 Euro. Das Nützliche und das Schöne. Das ist der Nockherberg.
Mehr Texte von Gerhard Charles Rump †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

85. Kunst und Antiquitäten München
22 - 30.10.2011

Paulaner am Nockherberg
81541 München, Hochstraße 77
http://www.nockherberg.com


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: