Werbung
,

Helmut Newton - Work: Auftritt der Amazonen

Lassen wir die \"Big Nudes\" einmal beiseite. Die lebensgroßen Frauenakte, laut Alice Schwarzer sexistisch, rassistisch (!) und faschistoid, gehören zu den bekanntesten, aber nicht zu den inspiriertesten Arbeiten Helmut Newtons. Und die Genese aus RAF-Terroristen-Ganzkörper-Fahndungsbildern, durch die sich Newton angeblich Anfang der Achtziger zu ihnen inspiriert sah, wirkt schon sehr gesucht. Schwarzers Aufregung ist heute dennoch kaum nachzuvollziehen und wohl nur aus einer Zeit zu erklären, als ein selbstbewusster sexy Auftritt für den Feminismus schon übelste Konterrevolution war. Newtons Ästhetik hat ihren Ursprung deutlich in den Dreißigern und ist besonders vom Surrealismus inspiriert, etwa bei den Modeaufnahmen mit Gipstorsi und Schaufensterpuppen, Röntgenbildern von juwelengeschmückten Gliedmaßen oder skurrilen Situationen mit nackten Frauen, die sich exaltiert über Küchenmobiliar werfen, unmotiviert Rohre herumtragen oder sich trotz luxuriöser Garderobe in schmierigen Gegenden herumtreiben. Man denkt an Man Rays Session mit Meret Oppenheim an der Druckerpresse. Auch Luis Bunuel dürfte an Newtons enigmatischen Bildinszenierungen, zu denen sich auf Anhieb tausenderlei abstruse Geschichten aufdrängen, seine Freude gehabt haben. Der surreale Humor ist es denn auch, der das Heroische von Newtons Amazonen relativiert und mit den fotografischen Demagogen der Dreißiger wie Leni Riefenstahl, mit der Newton oft in Verbindung gebracht wird, nichts gemein hat. Großartig sind im übrigen gerade Newtons Portraits; das der 98-jährigen Riefenstahl mit Puderdose ebenso wie die Jean Marie Le Pens und Catherine Deneuves. Ermöglicht wurden Newtons Inszenierungen nicht zuletzt durch das freie Konzept der \"Vogue\", das keinen unmittelbaren Zusammenhang von Produkt und Setting erforderte. Heute ist diese Bildsprache so popularisiert, dass sie auch schlichte Männerträume bedient: Von Pupperln auf High Heels, die unter Pelzmänteln kein Höschen tragen.
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Helmut Newton - Work
13.10.2002 - 05.01.2003

Kunsthalle Krems
3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3
Tel: +43-2732 90 80 10, Fax: +43-2732 90 80 11
Email: office@kunstalle.at
http://www.kunsthalle.at
Öffnungszeiten: Di - So und Mo wenn Feiertag 10-18 Uhr; in den Wintermonaten 10-17 Uh


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: