Robert Muntean - All that could have been: Menschen, die in Malerei gut aussehen
Der Maler Francis Bacon war dem Alkohol ein ergebener Freund, er unterhielt sein Atelier als staubfangendes, schmutzstarrendes Chaos und malte Bilder von Menschen, deren Gesichter und Körper in schwindligen und spröden Schlieren eine sehr traurige und deformierte Menschenmalerei bestücken. Robert Muntean hat Francis Bacon auf kleinem Format (30x24, Öl 2011) in vollendet ausbalancierten Schlieren nachportraitiert, es ist Bacons schwappender Blick zwischen Blasiertheit und Neugier oder Traurigkeit und Vergnügen. Muntean malt mit einem herben Gelbton das Licht auf dem Gesicht von Francis Bacon, die Schatten bestehen aus scheinbar absichtslos aufgebrachten rosa-schwarzen Pinselstrichen und einem altrosa hellen Spritzfleck, und weil es lichtechte Malerei ist, lügt auch ein Schatten aus einem hellen Spritzfleck nicht und zeigt den rechten Augenbrauenbogen von Bacon genau dort, wo er hingehört. Dies ist das kleinste Bild der knapp zwanzig Arbeiten umfassenden Ausstellung, die schon vor der Eröffnung fast ausverkauft war. Viele Menschenbilder werden mit einem Fuchsbild und einem Pferdebild in größtenteils erdfarben-warmen Farbklängen versammelt. Die Menschenbilder zeigen Einzelne und Gruppen. So stehen drei Männer auf einer Lichtung und unterhalten sich („All that could have been“, 150x140, Öl 2011), zwei Männer schauen in eine Schlucht, in der ein rötlich weißer Fleck fliegt („The great below“, 150x140, Öl 2011), ein Mann legt einem anderen die Hand auf die Schulter („Trask“, 110x105, Öl 2011). Die Figuren entstehen als Umriss mit wenigen Linien und Lichthöhungen. Hinter-und Vordergründe sind transparent abgesetzt. Der spontan wirkende Duktus der Untermalung kontrastiert mit der Versunkenheit und Konzentration der Figuren auf ihr Miteinander. Es ist weniger so, als würde unterhalb des Gezeigten Gefährliches brodeln als vielmehr das Gezeigte sich mit einer Art traumwandlerischen Energie aus dem Darunter erheben. Muntean investiert viel Zeit zwischen den einzelnen Malzügen, um das Bild in Erscheinung zu bringen, und dieses lange Schauen zwischen dem schnellen Malen balanciert den Kompositionskörper bei den Gruppenbildern vollendet aus. Die Szenen wirken weder dramatisch noch befremdlich noch historisch, sondern erscheinen vertraut und nebensächlich zugleich, mit familiärer Intimität aufgenommene Momente verschiedenen Miteinander-Erlebens von Leuten, die aussehen, als könnten sie auch radfahren oder mit in der Bim sitzen. Das Bukolisch-Prozesshafte der Arbeiten erinnert angenehm an Siegfried Anzinger. Die Menschenmalerei von Robert Muntean hat gegenüber vieler Malerei von vielen anderen Malern das ermutigend zukunftsfähige Merkmal, dass den meisten handelnden Personen auf Munteans Bildern ein Gemeinsames, Friedliches zugetraut werden darf: wenn man die Bilder anschaut, könnte man unter Umständen gern dabei sein wollen.
22.10 - 12.11.2011
Galerie Gerersdorfer
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