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Helmut und Johanna Kandl: Der Osten ist einsam

Seit Jahren zieht es Johanna Kandl in entlegene Gebiete, dorthin, wo Straßen oftmals im Matsch enden und der Ochsenkarren das verlässlichere Alltagsgefährt ist als ein Automobil westlicher Provenienz. Nun ist sie - auf Einladung des Salzburger Kunstvereins - mit ihren Arbeiten im Foyer der Porsche Holding zu Gast. Die betexteten Bilder, die ein deutlich sichtbares Wohlstandsgefälle von West nach Ost dokumentieren, erinnern an die gezielt provokativen Arbeiten eines Klaus Staek, der in den sechziger und siebziger Jahren bundesrepublikanischer Realität mit seinen Plakaten und subversiven Wortspenden den Spiegel vorhielt. Johanna Kandl tut dies in zeitgemäßer Form allerdings nicht weniger radikal. Ein Beispiel gefällig? Eine Marktszene, irgendwo in einem Außenviertel einer Stadt im Osten, dort wo man mit allerlei handeln muss, um zu überleben. Darüber klingt die Aufschrift \"Ganz ehrlich, was würden Sie tun, wenn Ihnen nun jemand den Schlüssel eines Porsche in die Hand gäbe\" wie blanker Zynismus, regt aber schön zum Nachdenken an. Eines ist sicher: Hätte man solch einen Wagen, so wäre es wohl das Letzte, sich in unsichere Gefilde zu begeben. Der Grund ist banal: Angst um das schöne Gefährt, Angst, das Statussymbol zu verlieren. Ein jämmerlicher Gedanke und schon sitzt man in der ausgelegten Wort- und Bildfalle. Von Autos als Statussymbolen, speziell luxuriösen Karossen, träumen viele. Leisten können sich das in großen Teilen der Welt hingegen die Wenigsten. Das muss man sich immer wieder ganz deutlich ins Bewusstsein rufen. Johann Kandl tut das ihre, um via Bild und Text diesbezüglich für Klarheit zu sorgen. Kandls Kommentare sind unfair, weil das Leben eben selbst unfair ist und es deshalb immer wieder welche gibt, die unter die Räder kommen. Auch davon sprechen ihre Fotografien Bände. Unverständlich bleibt, dass keinerlei erläuterndes Info-Material aufliegt. Vielleicht ist man seitens des Salzburger Kunstvereins als Co-Veranstalter der Ansicht, das sei nicht nötig. Ist es aber doch! Denn andernfalls hätte man sich gleich die ganze Ausstellung sparen können. Das kommt billiger und man muss sich nicht darum kümmern.
Mehr Texte von Thomas Kahler

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Helmut und Johanna Kandl
25.07 - 30.11.2002

Porschehof
5021 Salzburg, Vogelweiderstraße 75, Foyer Gebäude B
Öffnungszeiten: Mo-Fr, 9-17 Uhr


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