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Rainer Metzger,
Santiago Sierra - Anheuern und Anordnen von 30 Arbeitern nach ihrer Hautfarbe: Schwarz-Weiss-Malerei
Wenn es so etwas wie ein Paradeinterview gibt, dann findet es zwischen Benjamin Buchloh und Gerhard Richter statt. Richter ist Maler, Buchloh ist Marxist und in dieser Eigenschaft der politikbewegten Kunst der Gegenwart besonders am Herzen. Buchloh versucht in dem Interview den Meister auf \"die utopische Dimension herrschaftfreier Erfahrungen\" zu verpflichten. Richter konstatiert: \"Ich bin Maler\". Gute Künstler, so lässt sich daraus lernen, wissen die Gutgemeintheiten ihrer Kritiker zu parieren.
Santiago Sierra ist, wie es aussieht, ein guter Künstler. Er ist nicht pingelig in seinen Methoden und das macht ihn zur kontroversen Figur. Gerade hat er für den Projektraum am Karlsplatz dreißig Leute engagiert, Menschen verschiedener Hautfarbe, die gleichwohl allesamt aus Wien kommen. Die gewisse Ordnung, nach der sie sich selbst präsentieren sollten, war die der Tonigkeit ihrer Körperoberfläche: Die Hellen sollten links, die Dunklen vis-à-vis zur Aufstellung kommen, wobei die Prozedur ihrer Postierung gefilmt und dann als Video-Installation gezeigt werden würde. Sierra selbst hielt sich während der Produktion des Bandes vollständig im Hintergrund und überließ den Umgang mit den Damen und Herren Statisten dem Kunsthallen-Staff.
Nach vollzogener Vorführung des Chiaroscuro läuft der Film noch ein Stück weiter, denn der eigentliche Showdown besteht in der Bezahlung. Jeder der bis auf die Unterwäsche ausgezogenen Komparsen erhält 100 Euro, und es nimmt nicht wunder, dass Sierra die Mitwirkenden \"Arbeiter\" nennt.
Ob Kunst \"eine moralische Aufgabe\" habe, fragt Kuratorin Gabriele Mackert und erhält folgende durchaus plausible Antwort: \"Künstler zu fragen, ob sie sich innerhalb der Kunst kapitalistischer Methoden bedienen können, finde ich merkwürdig. Welche anderen Methoden haben Künstler denn? Von welchem System wird denn das Leben des Portiers der Kunsthalle Wien bestimmt?\" Sierra, 1966 in Spanien geboren, ist im Metropolen-Moloch Mexico City zuhause. Dort lebt es sich nicht um der Einheit des Menschengeschlechts willen. Zu glauben, Kunst diene der Versöhnung, ist von dort aus gesehen nichts als Luxus. Ob sie das Sierra auch in Wien glauben?
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Santiago Sierra - Anheuern und Anordnen von 30 Arbeitern nach ihrer Hautfarbe
03.10 - 08.12.2002
Kunsthalle Wien Karlsplatz
1040 Wien, Karlsplatz/Treitlstraße 2
Tel: +43 1 52189-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 11-19, Do 11-21 h
03.10 - 08.12.2002
Kunsthalle Wien Karlsplatz
1040 Wien, Karlsplatz/Treitlstraße 2
Tel: +43 1 52189-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 11-19, Do 11-21 h