Werbung
,

9=12 neues wohnen in wien: Concrete Jungle in Ha-Wei

Wohnen und Arbeiten unter einem Dach, verdichtetes Bauen im vorstädtischen Bereich, Split-Level-Wohnungen für mittlere bis gehobene Einkommensschichten. Heinrich von Ferstel hätte es nicht so genannt, aber genau darum ging es schon 1860 in seinen Wiener Cottage-Planungen. Wien hat offensichtlich eine lange Tradition im Erarbeiten neuer Formen städtebaulich nachhaltigen Wohnens. Eine genossenschaftliche neue Mustersiedlung, eine "neue Werkbundsiedlung" gar laut Dietmar Steiner, entsteht in Kürze am Mauerbach in Hadersdorf. Nach einem Masterplan von Adolf Krischanitz haben neun Architekten aus dem deutschsprachigen Raum 12 Häuser, größtenteils mit je 3-6 Wohnungen von 60-130 qm, entworfen, die sich die Synthese des Bürgertraums Einfamilienhaus mit einer raumplanerisch vertretbaren Bebauungsstruktur im gemäßigten, meist dreistöckigen Hochbau zum Ziel setzen. Intendiert ist kein Experimentalcharakter, sondern eine Pluralität neuer oder auch nur klarerer Definitionen architektonischen Raums. Kurz vor Baubeginn präsentiert das AZW Pläne und Modelle zusammen mit Video-Statements der Architekten und einem Überblick über die Genese des (Wiener) Wohnbaus von der Villa zum Reihenhaus in Form eines mit Fotokopien tapezierten Séparées. Zur Steigerung des Einzelhaus-Feelings werden fast durchgängig Maisonette-Wohneinheiten eingesetzt, am komplexesten bei Roger Diener, der vier raumplanartig verschachtelte Wohnungen in einem Quader ohne eindeutige Geschossstruktur vereint. Hermann Czechs Projekt folgt dem pragmatischen Strnadschen "formlos formen", das übergeordnete künstlerische Ideale ablehnt und nur dem Leitthema des Sichtbetons folgt, den die Sponsorenrolle der Betonindustrie vorgab. Die enorme Renaissance des französischen Fensters ist besonders bei Otto Steidle und Max Dudler zu konstatieren, während Hans Kollhoffs Elbchaussee-Paraphrase im Pseudo-Südstaaten-Look mit banalen Grundrissen hinter Säulenloggien und Fensterläden ein erschütternder Kommentar zum Bauen im Zeichen des Berliner Architekturstreits ist. Aber auch dieser Bau wird sicher viele Anhänger finden. Es kann ja nicht jeder im Wohnpark Fontana wohnen.
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

9=12 neues wohnen in wien
13.09.2002 - 27.01.2003

Architekturzentrum Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 522 31 15, Fax: +43 1 522 31 17
Email: office@azw.at
http://www.azw.at
Öffnungszeiten: tägl. 10-19h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: