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Elizabeth Peyton - 16 Artists: Der Eigensinn des Schönen

In ihren Porträts von Künstlerfreunden und Idolen wie Andy Warhol und David Hockney belebt die 37-jährige Elizabeth Peyton das Bild des Dandys wieder, der, wie Charles Baudelaire bereits beschrieb, aus der Pflege seiner Leidenschaften einen Kult schafft. Peyton hält die von ihr Porträtierten in Augenblicken fest, in welchen sie sich völlig zurückziehen oder extreme Situationen durchleben. Das Moment der Melancholie, das den Porträtierten anhaftet, kippt bisweilen ins Tragische. Die Lippen umspielt ein vieldeutiges und entrücktes Lächeln. Irritierenderweise sind es fast ausschließlich Männer, die Peyton als ihre künstlerischen Vorbilder und Modelle wählt. Als Gegenargument dazu führt sie an, dass Frauen in den Medien bereits genügend zur Konstruktion fiktiver Identitäten missbraucht werden. In ihren Porträts trifft man auf androgyne Männer, die sich lasziv als Ausdruck ihrer Individualität selbst zum Objekt stylen. Wie Spencer, der enge Frauenkleider trägt, deren beseelte Geschichte darin besteht, dass sie entweder Freundinnen oder Frauen gehören, die er am Abend zuvor getroffen hatte. Es entstehen Porträts, deren objekthafte Identität zugleich ins Bewusstsein bringt, dass man Wirklichkeit nicht darstellen kann, sondern dass alles, was man macht, immer nur sich selbst darstellt, also selbst Wirklichkeit ist. Davon, dass der Ideologie der Selbstverwirklichung ein destruktives Moment, ein gewisses Gewaltpotential anhaftet, ist in den Bildern nichts zu bemerken. Es existieren im Werk Peytons keine Anzeichen dafür, dass sie an einer symbolischen Auflösung der Einheit der Person interessiert ist, obwohl die fragmentarische Darstellungsweise eine dekonstruktive Lektüre nahelegt. Vielmehr verfolgt sie das Konzept einer Intimsphäre, die sich jedem psychologisierenden Determinismus entzieht. Dennoch existiert trotz intimer Annäherung eine Distanz, die auf Momentaufnahmen des Schönen verweist und die im nächsten Augenblick bereits wieder verschwunden sein kann. Der coolen Clubkultur der neunziger Jahre setzt Peyton so Bilder entgegen, die eine hohe Emotionalität verströmen.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Elizabeth Peyton - 16 Artists
01.08 - 06.10.2002

Salzburger Kunstverein
5020 Salzburg, Hellbrunnerstrasse 3
Tel: +43 (0) 662/84 22 94-0, Fax: +43 (0) 662/84 07 62
Email: office@salzburger-kunstverein.at
http://www.salzburger-kunstverein.at
Öffnungszeiten: Di-So 12-19h


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