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Spiegelfechterei

Unlängst gab es wieder einmal eine Podiumsdiskussion über die Wiener Museumslandschaft. Veranstaltungen wie diese finde ich stets überaus amüsant: Die Direktoren – dank Claudia Schmieds zwar schwer durchschaubaren, aber konsequent weiblichen Postenbesetzungen handelt es sich zumindest bei den Bundesmuseen mittlerweile mehrheitlich um Direktorinnen – übertrumpfen einander gerne in launigen Bemerkungen; neben anderen Qualifikationen besitzen sie schließlich die Begabung zur gelungenen Selbstinszenierung. Bemerkenswert ist auch, wie sie dann stets untereinander so halbwegs einer Meinung zu sein scheinen, sich gleichzeitig aber wissend und mit feiner Ironie über die Arbeit der abwesenden Direktorenkollegen und –kolleginnen lustig macht. Wenn beim nächsten Mal wiederum diese selbst am Podium sitzen, dann mokiert man sich dafür mit denen über die anderen, so gleicht sich alles wieder aus. Jedenfalls, letztens war man wieder einmal mächtig darauf bedacht, die Untauglichkeit von Besucherzahlen als Evaluierungsmaßnahme zu konstatieren. Dieses unentwegte Bekenntnis zum Nischenprogramm ist schon bemerkenswert, vor allem, wenn es von Leuten kommt, die das bei Touristen überaus beliebte Belvedere leiten, das soeben mit dem Kahlo-Blockbuster sehr erfolgreiche Kunstforum oder die Kunsthalle, bei der es schon einmal Rechnungshof-Kritik wegen kreativer Besucherzählung gab. Die Tatsache, dass das Kunstforum beim Publikum gut ankommt, mag vielleicht zu dessen Verbleib auf der Freyung beigetragen haben. Doch bei den öffentlichen Häusern fragt man sich schon: Wen kümmern denn tatsächlich die Besucherzahlen, wer zieht sie wirklich zur Evaluierung heran? Die Kulturministerin sicher nicht: Als einst die Basissubventionen für die Museen erhöht wurde, ließ sich keine direkte Relation zwischen Publikumszustrom und Fördersummen feststellen. Eine solche wäre auch tatsächlich verfehlt, das ist unbestritten. Doch warum muss man immer und immer wieder betonen, dass andere Kriterien als Erfolgsmaßstab heranzuziehen sind, wenn die Besucherzahlen ohnehin kaum Einfluss auf die Höhe öffentlicher Gelder haben? Immerhin garantiert diese Rhetorik, dass man heroisch als VerteidigerIn eines seriös forschenden und vielleicht sogar ein bisschen rebellischen Hauses auftreten kann. Doch vor dem Hintergrund aktueller Förderpolitik bleibt sie nicht mehr als wohlfeile Spiegelfechterei.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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