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George Grosz: Grosz ist die Welt

Das konnte er wie kein Zweiter, darin war und blieb er der ungekrönte Meister: Da, wo ein anderer kein zweites Mal hinsah und den Blick betreten abwandte, hielt George Grosz stand. Weil er das so wollte, weil ihm minutiöses Beobachten der einzige Weg schien, um dem Kern der Sache näher zu kommen. Der Kern, das war das gesellschaftliche Treiben der mühsam ins Leben geworfenen Republik. Das fiebrig-pulsierende Berlin der zwanziger Jahre mit seinen Kriegsgewinnlern und Revanchisten, den alten Eliten, die längst schon wieder oben waren, den Kriegshelden, die keiner haben wollte, nachdem vom Sieg keine Rede mehr war. Demi Monde und Schieberei, nur aus dem Vollen gelebt und nicht an morgen gedacht, das sich in unheilvoller Dämmerung schon näherschob. Dazwischen war Grosz, der die Hässlichkeit zum Postultat erhob, weil er es musste, weil ihm nichts anderes blieb als zu sehen und zu zeichnen, mit kritischem, unbestechlichem Blick, der Szenen aus dem Großstadtmilieu wie Blätter politischen Inhalts entstehen lässt. Aber Grosz hat einen langen Atem, zeichnet und trifft ins Schwarze. Ein Mahner, ein Rufer, der Dada als gesellchaftliches Amusement empfand, weil er erkannte, dass die Beschäftigung mit etwas anderem unabdingbar war: Zeigen, wie es ist, das akademische Handwerkszeug in den Dienst dessen stellen, um die Wirklichkeit in all ihrer Härte und Armseligkeit abzubilden. Kein Abgesang auf das wilhelminische Großdeutschland also, an dem die Welt genesen sollte und das doch stattdessen wund und verletzt zurückblieb. Erschreckend dabei, wie aktuell einige der Blätter aus heutiger Sicht wieder sind. Da wird das Asylrecht mit Füßen getreten und die Kunst schaukelt auf einem dünnen Seil zwischen Miltarismus und politischer Agitation. Mit brennender Wut hat sich George Grosz großteils zeitlebens künstlerisch verausgabt. Wohl auch deshalb bleibt die Gültigkeit seiner Arbeiten erhalten.
Mehr Texte von Thomas Kahler

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George Grosz
26.07 - 01.09.2002

Galerie Welz
5020 Salzburg, Sigmund Haffner G. 16
Tel: +43 662 841771-0, Fax: +43 662 841771-20
Email: office@galerie-welz.at
http://www.galerie-welz.at
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18, Sa 10-13 h


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