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Malewitsch: Das Quadrat und kein Ende

Sollte eines Tages ein interstellarer Krieg die gesamte irdische Kultur vernichten und die letzten Überlebenden versuchten einige charakteristische Beispiele in einem virtuellen Museum zu bewahren, befände sich mit Sicherheit ein Bild von Kasimir Malewitsch darunter: das Schwarze Quadrat. So wirkmächtig wie diese moderne Ikone waren wohl nur wenige Kunstwerke des 20. Jahrhunderts. Ihr, seinem Schöpfer und dessen übrigem Werk widmet das Kunstforum Wien eine äußerst sehenswerte Ausstellung aus den Beständen des Staatlichen Russischen Museums in St. Petersburg. Obwohl mehr spätere als frühe Werke zu sehen sind, besteht der Anspruch den ganzen Malewitsch vorzuführen. Die Hängung ist nicht rein chronologisch, sondern setzt auf formale Gruppierungen und Gegenüberstellungen: Eine Ikone aus dem 16. Jahrhundert, daneben eine Variante des Schwarzen Quadrates, gegenüber Malewitschs Selbstporträt von 1933, neben diesem eine suprematistische Komposition, in der sich der dreieckige Aufbau des Selbstporträts wiederholt, in dem als Signatur wieder das Schwarze Quadrat erscheint usw. Der bahnbrechenden Erfindung des Suprematismus folgte der Stilpluralismus der späten 20er und 30er Jahre. Gegen Ende des Werks führen impressionistische Arbeiten stilistisch zu dessen Anfängen zurück: Malewitsch füllte nachträglich die Lücken seiner Entwicklung und malte \"Retros\", die er so überzeugend rückdatierte, daß die Forschung erst heute zu einiger Klarheit über die wahren Ausmaße dieses stilgeschichtlichen Uroboros gelangt. Gegen einen derart massiven Ewigkeitsanspruch kommt nicht einmal die morbide und völlig überflüssige Präsenz der Totenmaske des Künstlers an. Neben diesem Werk ist sie - buchstäblich - anachronistisch.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Malewitsch
05.09 - 02.12.2001

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