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Endlich eine gute Ausstellung: Die Vielfalt des Möglichen

Der Titel der Salzburger Sommerschau der Wiener Galerie Meyer Kainer zeugt nicht gerade von magelndem Selbstvertrauen, vielleicht ja sogar von einem Schuss Selbstironie. Diesen Schluss lässt zumindest das auf dem Ausstellungsfolder abgebildete Kuschelmonster der Gruppe "gelatin" zu. Der Hauptraum, ein Stockwerk über dem Waagplatz, gehört ganz Franz Wests Lemurenköpfen und einer amorphen Skulptur mit dem Titel "rrose", eine Anspielung auf Marcel Duchamp. Vom "Lemurenheim" nächst dem Kleinen Festspielhaus in die trockenen Galerieräume ist es nicht weit. Nicht schlecht, in einem Festspielsommer mit Rekordniederschlagsmengen. Da haben es die Lemurenskulpturen wenigstens trocken. Die Nähe zu den Festspielen, speziell zur aktuellen "Don Giovanni" - Inszenierung Martin Kusejs ist in den Arbeiten Vanessa Beecrofts spürbar. Nur Beecroft war früher, der Model-Aufmarsch als Regieeinfall im "Don Giovanni" ist demnach ein geschicktes, weil aktuelles, modisches Zitat. Soll ja keiner sagen, Beecroft hätte von Kusej abgekupfert. Bei fehlender Beschriftung der Exponate, ein dauerhaftes Ärgernis in so mancher Galerie-Ausstellung, könnte der ein oder andere schon zu diesem Schluss kommen. West-Eleve Peter Höll ist nächst Beecroft und den streng seriell-formalistischen Arbeiten Heimo Zobernigs, mit einem Zigarettenautomaten vertreten, "Trafikant" heißt der schlichte Metallkasten. Er dient dazu, Zigaretten zu rauchen, mit Filter und ohne, versteht sich. In einem weiteren Raum gibt es überdies schnell gemalte Bilder von Marcin Maciejowski zusehen. Das Thema sind die eigenen Lebensumstände, gemischt mit Film- und Kunstzitaten, das alles frisch von der Leber weg gepinselt. Ob das hält, ist fraglich. Als dokumentarische Zeiterscheinung mag dies allerdings durchgehen. Wurde der Ausstellungs-Titel nun tatsächlich zu vollmundig-forsch gewählt oder wird hier ganz einfach tiefgestapelt? Ein wenig von beidem ist wohl zutreffend. Ratsam also, hinzugehen, um sich selbst ein Urteil darüber zu bilden.

Mehr Texte von Thomas Kahler

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Endlich eine gute Ausstellung
28.07 - 31.08.2002

Galerie Meyer Kainer Salzburg
5020 Salzburg, Ankerhaus, Waagplatz 1
http://www.meyerkainer.at
Öffnungszeiten: täglich 11 - 18 Uhr


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