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(un)gemalt: Essl essentiell

"Ich kommuniziere, also bin ich": Kommunikation ist für die slowenische Kuratorin Zdenka Badovinac ein Schlüsselbegriff der globalen Welt. Im Auftrag von Karlheinz Essl bat sie sieben internationale Künstler zum malerischen Dialog mit der Sammlung. Faszinierend sind die ganz verschiedenen Resultate. Sieben individuelle Kunstwelten tun sich auf und bilden doch ein komplexes Ganzes. Essentielles der Kunst wird da Thema, Umgang mit Museumsbestand, Möglichkeiten und Grenzen der Malerei. Michelangelo Pistoletto reflektiert mithilfe von vier seiner Spiegel. Sie werfen Bilder von Arnulf Rainer, Georges Mathieu, Gerhard Richter u.a. auf Betrachter, Gegenwart und sich selbst zurück. Autorenkonflikte erzeugt die slowenische Gruppe IRWIN, wenn sie Frank Stella in ihre typischen, massiven Rahmen setzt. Raffiniert und subtil agiert die New Yorker Gruppe "anonymous". Je ein Bild von Hans Hartung, Pierre Soulages und Lucio Fontana wird mit zwei wahrhaft altmeisterlichen Kopien zum Triptychon. Reflexion zur langen Tradition anonymer Malerei verbindet sich mit der Gegenwart, Mechanismen des originalwütigen Kunstmarktes. Interaktiv reagiert der Berliner Olaf Nicolai. Arnulf Rainers Übermalungsprinzip wird praktisch angewandt, "Proportionsstudien" zu "Zeichenbüchern für Kinder nach Motiven von Arnulf Rainer." Mit Buntstiften auf einen Tisch gelegt, wollen sie übermalt werden. Valery Koshlyakov baut Welten aus Karton und Klebestreifen. Bildträger der farblosen Malerei sind Museumswände. Imposant wuchert New Yorks Skyline um einen goldenen Schuh von Andy Warhol, eine antike Rundtempelfassade aus Wegwerfmaterial kommuniziert mit Jim Dines Holzgöttin. Persönliches erzählt Johanna Kandl: Ihre Eltern hatten ein Farbengeschäft, das der Konkurrenz des Baumarkts zum Opfer fiel. Das berühmte "Fritzelack" Maskottchen zierte den Rollladen. Als Synonym des Scheiterns malte es Kandl, wie auch das "happy end" ihrer Story: Besuch des Sammlerpaars Essl im Atelier. "My room" von Eliezer Sonnenschein aus Tel-Aviv kennt kein "Happy end". Rote Wände, bekritzelt, behängt, apokalyptisch, dicht. Israels Grauen in Pop-Logos. "Kunst ist die einzige Art, wegzulaufen." [un]gemalt ist viel mehr als Konfrontation. Es wirkt lang im Besucher nach. Der Dialog ist geglückt.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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(un)gemalt
17.07 - 27.10.2002

Essl Museum
3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1
Tel: +43-2243-370 50 150
http://www.essl.museum
Öffnungszeiten: geschlossen


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