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Lynne Cohen: Von leeren Räumen

Es gibt Örtlichkeiten, die muss und kann man neu erfinden, obwohl es sie bereits gibt, nur eben anders, um ihnen neue Qualitäten zu entlocken. Lynn Cohen tut dies seit dreißig Jahren fotografisch u.a. anhand von Laboratorien, Heilbäder, Klassenzimmer und militärischen Einrichtungen, in denen normalerweise Leben herrscht. Heraus kommt dabei etwas, das es dergestalt in solch einem Umfeld eigentlich gar nicht gibt: Die Abwesenheit des Menschen. Die Interieurs wirken steril wie bei Versuchsanordnungen. Unbelebt, aber nicht im eigentlichen Sinn verlassen. Das ist eine präparierte Leere, das sind Schauplätze, denen das Leben ganz einfach abhanden gekommen ist. Nichts deutet darauf hin, dass Menschen hierher zurückkommen werden. Was bleibt, sind Dummies oder Schießstandattrappen als täuschende Versatzstücke. Die Räume hingegen wirken nicht verlassen, sondern eher wie nie in Anspruch genommen. Künstliches Licht beleuchtet die Szenerie, Neonröhren, erhellen die kühle Leblosigkeit. Da versteckt sich niemand, da lauert keiner. Das Unbehagen jedoch bleibt. Cohen fotografiert leere Schießstände, in denen kein Schuss fällt. Da stellt sich die Frage nach dem Gehalt dieser Interieurs. Sind das nun Trugbilder oder Inszenierungen, die eine derart fremdartige Atmosphäre zu erzeugen imstande sind. Die Antwort darauf bleibt Lynn Cohen ganz bewusst schuldig. Wohl schon allein deshalb wirken die großformatigen C-Prints äußerst beunruhigend. Denn nichts ist schlimmer, als die Vorstellung, man könnte der einzige sein, der sich durch diese Räume bewegt. Auf einen Ruf keine Antwort, nur das Hallen der eigenen Schritte und das unablässige Summen von Neonröhren im Ohr.
Mehr Texte von Thomas Kahler

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Lynne Cohen
14.08 - 14.09.2002

Fotohof (alter Standort)
5020 Salzburg, Erhardplatz 3
Tel: 662 - 849296, Fax: 849296 - 4
Email: fotohof@salzburg.co.at
http://www.fotohof.or.at
Öffnungszeiten: Mo-Fr 15.00-19.00 Uhr, Sa 10.00-13.00 Uhr


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