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Harald Grünauer: Zeichen Bilder

Nach wie vor findet das Medium der Zeichnung als Solo-Programm selten Beachtung. Liegt es daran, dass andere Flächenkünste wie Fotografie, Video oder Digital Art inhaltliche Diskurse spontaner evozieren? Für seine Einzelausstellung entwickelte Harald Grünauer (*1968) ein visuelles Konzept zu Spuren, multiplen Momenten, Bedingungen und Schnittbildern. Dabei hinterfragt er Subjekt und Objekt in der Erfahrungswirklichkeit von zeitlichen Abläufen. Der französische Philosoph Henri Bergson prägte 1907 den Begriff „élan vital“: biologische Prozesse beeinflussen eine schöpferische Lebenskraft, die sich als strukturelle Formbildung und Differenzierung manifestiert. Jene These ist ein möglicher Ansatz, sich den elaborierten Werkgruppen Grünauers anzunähern. In den vergangenen zehn Jahren hob er in seinen Projekten die Grenzen zwischen Bildhauerei, figurativer Malerei und abstrakter Zeichnung auf. Die multi-mediale Auseinandersetzung mit „Zeitmaschinen“ erfolgte kontextuell durch Film und Video, um eine Drei- und Mehrdimensionalität auszureizen. In Folge können die Statements als subtile Kritik an einer akribischen Forschungsspraxis verstanden werden, in der jedes Detail nach einer (bild)wissenschaftlichen Erklärung verlangt. Mit dem Zeichenstift und Pinsel setzt Harald Grünauer auf Karton dünne oder kräftigere Farblinien, durch die expressive, leuchtende Formen entstehen; schraffierte Flächen verorten die Objekte. Eigenständige Codes akzentuieren die performative Qualität seiner Bildsprache. Durch die minutiöse Informationsverarbeitung schaffen seine klein- und grossformatigen Bilder eine ästhetische Spannung: oben und unten einer traditionellen Wahrnehmung werden aufgehoben, jede individuelle Lesart eröffnet weitere Assoziationen. Allerdings birgt die hohe Kompositionsdichte mitunter eine Obsession, die Zweidimensionalität dieser Arbeiten unbedingt sprengen zu wollen. Die Ausstellungsgestaltung selbst beeindruckt durch eine Stringenz der konstruktivistischen Zeichnungen, welche raumgreifend die Galeriewand als temporären Bildträger unmittelbar miteinbeziehen.
Mehr Texte von Leon Gumil Hainzl

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Harald Grünauer
16.09 - 06.11.2010

Galerie Hartmann
1020 Wien, Gredlerstaße 2 (Post: Obere Donaustraße 97-99/3/4)
Tel: +43 (0)1 715 26 28
Email: info@galerie-hartmann.at
http://www.galerie-hartmann.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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