Susanne Rohringer,
Marko Luliċ: Tod den Monumenten
Der 1972 in Österreich als Sohn einer serbischen Mutter und eines kroatischen Vaters geborene Künstler der Zweiten Generation, der Teile seiner Kindheit in Kroatien verbrachte, verarbeitet gekonnt unterschiedlichste (gesellschafts)politische und kulturelle Bezugspunkte weltweit und bringt sie in eine skulpturale, installative oder filmische Form. In der Ausstellung im Traklhaus sind vornehmlich Videos der letzten Jahre zu sehen.
Betritt man die Galerie, so ist rechterhand ein abgedunkelter Raum zu entdecken, in dem drei Videos laufen. Das dominanteste ist „Space-Girl Dance 2009“, fast ein Musikclip, in dem Figuren wie aus einem Science fiction-Film zu einer rhythmusbetonten Musik in einem Skulpturenpark tanzen. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Referenz zu der Show „Raquel!“ der amerikanischen Schauspielerin Raquel Welch, die in den 70er Jahren auf verschiedenen Schauplätzen weltweit ihre Musikauftritte drehte. Die Sequenz, auf die sich Luliċ bezieht, entstand bei der Olympiade 1968 in Mexiko, wo Welch genau die hier zu sehende Schrittfolge tanzte und ähnliche Kostüme trug. Luliċ verlegt die Szenerie nach Baden-Württemberg, in den Skulpturenpark von Erich Hauser. Da ragen spitze Metallobjekte plötzlich unvermutet ins Bild und werden so zu bildbestimmenden Körpern. Skulptur tritt dabei in Bezug zur menschlichen Figur, die einer choreographierten Bewegung folgt und somit ebenfalls zum bewegten Körper wird. Erstaunlich ist, dass auch ein mehrmaliges Anschauen des Clips auf den Betrachter nicht ermüdend wirkt, womit auch eine Qualität der Arbeit beschrieben ist.
Ein weiteres kurzes Video, das bereits 2002/04 entstanden ist – „Reactivation (Circulation in Space)“ - nimmt bezug auf die gleichlautende Skulptur des jugoslawischen Staatskünstlers Vojin Bakic und nimmt seine Titelgebung wörtlich. Luliċ turnt hier in der Skulptur von Bakic, die aus mehreren Ringen besteht, herum und macht somit die „Bewegung im Raum“ wahr.
Luliċ arbeitet oft mit Vorgefundenem, man könnte fast sagen, es handle sich um found footage-Materialien. Die liegen oftmals auch im philosophischen oder politischen Bereich und manifestieren sich manchmal in Kunstwerken. Natürlich schöpft Luliċ auch aus der Irrwitzkeit der Ideologien des ehemaligen Jugoslawien.
Zuletzt sei auf das Video „Zentralkomitee“ verwiesen, das wie ein flimmerndes Standbild ein Belgrader Hochhaus zeigt, in dem in den 90er Jahren das ZK des Jugoslawischen Staates untergebracht war. Während eines Natoangriffes zerstörten Bomben die Glasfassade, sodass das moderinistische Hochhaus danach wie eine leere Stahlhülle wirkte. Luliċ präsentiert die Geschichte dieses Hauses und des es umgebenden Platzes wie eine Nachrichtensendung, die sich aber bei näherer Betrachtung als fingiert herausstellt.
Dieses Besetzten von Vorhandenem oder Dagewesenem mit neuen Inhalten und einer veränderten Form ist ein wesentliches Merkmal der Kunst Marko Luliċs. Weiters weist seine Kunst eine narrative Ebene auf, die selten geworden ist in unserer Zeit. Denn wer kann heute noch Geschichte erzählen?
Mehr Texte von Susanne Rohringer
Marko Luliċ
06.08 - 18.09.2010
Kunst im Traklhaus
5020 Salzburg, Waagplatz 1a
Tel: +43 662 8042-2149, Fax: +43 662 8042-3078
Email: traklhaus@salzburg.gv.at
http://www.salzburg.gv.at/traklhaus
Öffnungszeiten: Di - Fr. 14.00 bis 18.00 Uhr, Sa 10.00 bis 13.00 Uhr
06.08 - 18.09.2010
Kunst im Traklhaus
5020 Salzburg, Waagplatz 1a
Tel: +43 662 8042-2149, Fax: +43 662 8042-3078
Email: traklhaus@salzburg.gv.at
http://www.salzburg.gv.at/traklhaus
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