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Andreas Siekmann - ABMachine / Ne travaillez jamais: Leere Hosen in Agitprop

In regelmäßigen Abständen kommt von Lokalpolitikern fast jeglicher Couleur der grandiose Vorschlag, Arbeitslose "für das Allgemeinwohl" einzusetzen: Gelernte Tischler sollen den Beserlpark kehren, frischgebackene Philosophen Hundstrümmerl klauben oder arbeitslose Architekten Graffitis von Hausmauern entfernen. In Andreas Siekmanns Zyklus "Aus: Gesellschaft mit beschränkter Haftung" scheint die beklemmende Vorstellung von versteckter Zwangsarbeit bereits Realität geworden zu sein: "ABMachine" heißt ein Teil davon - wobei AB für Arbeitsbeschaffung steht - und "Ne travaillez jamais" der andere. Die auf Plakate gedruckten Zeichnungen vor den Gebäuden der Arbeiterkammer in der Prinz Eugen-Straße sind der vierte Teil der von der AK Wien und museum in progress organisierten Reihe "Arbeitswelten". Durch komplex verschachtelte Räume, die sich teilweise an der Struktur von Computerbildschirmen orientieren, bewegen sich hier städtische Putzkolonnen und Spargelpflücker. Sie sind nur ersetzbare Akteure in einer Werbekampagne, die am Apple entworfen wird und deren Höhepunkt zynisch-fröhliche Werbesprüche wie "Wir kehren uns um jeden Dreck" und "Fröhliche Räumfahrt" sind. Immer wieder tummeln sich in den auf die Farben gelb, rot und blau beschränkten Zeichnungen leere Jeanshosen und -jacken: Sie sitzen vor Monitoren, in Fernsehstudios oder in scheinbar gemütlichen Büros mit Topfpflanzen und stehen damit - etwas banal - für die Auswechselbarkeit von ArbeitnehmerInnen. Überhaupt scheint Siekmann ein wenig festgefahren in einer antiquierten und manchmal etwas simpel erscheinenden Agitprop-Ästhetik, wie sie zuletzt auch in der von ihm und Alice Creischer kuratierten Ausstellung "Die Gewalt ist der Rand aller Dinge" in der Generali Foundation teilweise zu sehen war. Allerdings stellt sich die Frage, ob diese Ästhetik für eine Auseinandersetzung mit Politik und Gesellschaft im 21. Jahrhundert noch relevant sein kann.

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Vor den Gebäuden der Arbeiterkammer, Prinz Eugen Straße 20-22, A-1040 Wien. Die Originalzeichnungen der Serie "Aus: Gesellschaft mit beschränkter Haftung" von Andreas Siekmann sind z. Zt. auf der documenta11 zu sehen.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Andreas Siekmann - ABMachine / Ne travaillez jamais
17.06.2002 - 01.01.1900

Arbeiterkammer Wien
1040 Wien, Prinz Eugenstraße 20-22
http://kultur.arbeiterkammer.at/


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