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Picasso und die Frauen

Das Schöne, so sagt ein wunderbares Bonmot von Stendhal, ist eine Promesse de Bonheur, ein Versprechen auf Glück. Niemand, der das mehr beherzigt hätte, als Picasso. Beispielhaft die Geschichte vom Erwerb eines Hauses im provenzalischen Menerbes: Picasso sah das Anwesen, war begeistert und vollzog, womit er stets seine Begeisterung artikulierte, er schuf ein Gemälde; bald kam er in den Besitz des Gebäudes, und das mit Leichtigkeit, denn er tauschte es ein gegen das Bild, das es zeigte. Die Anekdote vom Glück des Künstlers, der alles, was er haben will, nur zu malen braucht, ist natürlich unnachahmlich. Picasso war ein solches Glück beschieden. Pablo Picasso © Succession Picasso/VBK, Wien 2010 „Guten Tag, ich bin Picasso, ich möchte Sie malen“: Noch so eine Anekdote von der Bescherung des Besitzens durchs Konterfeien. Auf einer Pariser Straße war es, als der Meister sein Modell sah, Marie-Thérèse Walter, sie damals, im Jahr 1927, siebzehn, er 46. Natürlich bekam er sie, der Name allein genügte, und die nächste Dekade blieb sie, bis Dora Maar in sein Leben trat und aus Marie-Thérèse eine Vorgängerin machte, das Vorzeigemotiv. Dass Picasso verheiratet war, mit Olga Koklova, der Russin, ist dann auch nur eine Anekdote, und die Frau Gemahlin kam dafür seltener vor in seiner Bildwelt. Vor Olga war es Fernande Olivier, die sein Schaffen prägte, damals, im ganz frühen Jahrhundert, als er selber noch auf der Suche war. Frauen sind die Trophäen schlechthin von Picassos Vitalität und Virilität. Nach den vier Erwähnten sind es vor allem noch zwei: Francoise Gilot, die Lebensgefährtin der unmittelbaren Nachkriegsjahre, und schließlich Jacqueline Roque, für die er mit 80 Jahren nochmals eine Ehe eingeht. Picasso ist der Weltstar, die verkörperte Kreativität, dem alles, was er anfasst, zu Kunst wird. Und natürlich ist es das Porträt einer der Frauen, Marie-Thérèse Walters eben, das jetzt schon wieder für einen Rekord gesorgt hat. „Nue au plateau de sculpteur“, das beiläufig zu verstehen gibt, dass es der Bildhauer und nicht der Maler Picasso ist, an dem sich Herausragendheit bemisst. Picassos Frauen blieben ungefähr gleich alt, der Meister indes musste seine Lebensjahre schwinden sehen. Immerhin wurde er 92, und Picasso war, auch darin ein Glückskind, bis zu seinen letzten Augenblicken rüstig. Vielleicht ist dies auch seinem Spätestwerk zu verdanken, in dem er sich obsessiv und in unermüdlicher Beschwörung der eigenen Produktivität an der Einsicht abarbeitet, dass auch seine Ressourcen endlich waren. Speziell mit seiner Manneskraft schien er sich ins Benehmen zu setzen, und es entsteht eine unablässige Folge von Maler-Modell-Darstellungen, bei allem Rückgriff auf die kunsthistorische Tradition stets autobiografisch durchtränkt: Der Maler als Faun, als groteske Figur vis-à-vis einer Schönen, Nackten, Hindrapierten in Nimm-Mich-Haltung. Allen diesen Annäherungen haftet dann etwas Vergebliches an. Was aber bleibt, stiften die Künstler.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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1 Posting in diesem Forum
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Walter Stach | 11.08.2010 08:37 | antworten
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