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Wendelin Pressl - Zuschlag: Immerhin - die Welt bewegt sich noch

Leistungsanreize, Systemdirektiven, Ökologie und Abnutzungen durch die Globalisierung werden in der aktuellen Kunstproduktion vermehrt aufgegriffen. In der Galerie Kunsthaus Muerz veranschaulicht die Einzelausstellung "Zuschlag" ein Laboratorium für Feldforschung, theoretische Überlegungen und experimentelle Werkprozesse. Die vier Räume sind thematisch in Kultur-, Risiko-, Statiker-, Kerosin-, Kalkulations- und Bauzuschlag gegliedert. Wechselwirkungen (in) einer prekären Realität evozieren kontextuelle Fragestellungen, die Wendelin Pressl, 1971 geboren, medial strukturiert. Eine Auseinandersetzung mit dem architektonischen Raum geschieht durch den Verzicht auf vor Ort vorhandene Lichtquellen. Er entwickelt selbst die erforderlichen auf dem Boden stehenden oder an der Wand montierten Beleuchtungen für seine Objekte. Die von aussen abgedunkelten Räume mutieren zu höhlenähnlichen Schaukammern für performative Ansätze seiner Arbeit. Dadurch entsteht eine vom Künstler kalkulierte (Ohn)Macht des Raumes mit Interventionen. Ausgangsbasis sind oft geometrische Formen wie zum Beispiel das 2006 entstandene "Astrodome", eine nachgebildete Kuppel des römischen Pantheons, mit kleinformatigen Fotografien des Himmels appliziert und im Eingangsraum der Galerie von der Decke schwebend. Eine weitere für die Einzelausstellung entwickelte zweiteilige Werkgruppe besteht aus Beton, Stahl und in die gegossenen Formen kristallähnlich eingesetzten Spiegelscherben. Wendelin Pressl legt Wert auf analoge Produktionsprozesse, in denen er alles selbst entwickelt oder zumindest adaptiert. Die in 2010 entstandenen zwei fragilen Türme aus zersägten und auf weissen Sockeln übereinander gestapelten Tischplatten gehören ebenso dazu. Die BesucherInnen sind gefordert, ironische Referenzen des Künstlers und ihre Bedeutungszuschreibungen nachzuvollziehen. Dabei kann der Wunsch nach Leichtigkeit vom eigentlichen Tiefgang der künstlerischen Ergebnisse ablenken. Mit jener formalen Ernsthaftigkeit hinterlässt "Zuschlag" einen nachhaltigen Eindruck.
Mehr Texte von Leon Gumil Hainzl

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Wendelin Pressl - Zuschlag
30.04 - 23.05.2010

Kunsthaus Muerz
8680 Mürzzuschlag, Wiener Straße 35
Tel: +43 3852 56200, Fax: +43 3852 56209
Email: kunst@kunsthaus.muerz.at
http://www.kunsthausmuerz.at/
Öffnungszeiten: Do - Sa 10-18, So 10-16 h


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