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No More Bad Girls?: Feministische Gemengelage

Der Terminus des „Feminismus“ sollte eigentlich im Singular gar nicht verwendet werden – schließlich gibt es nicht erst seit Simone de Beauvoir dafür zu viele unterschiedliche Ansätze – sowie zahlreiche Flügelkämpfe einzelner Protagonistinnen (Protagonisten treten leider weniger häufig auf). Die aktuelle Ausstellung in der Kunsthalle Exnergasse, „No more bad girls?“ (Kuratorinnen: artmagazine-Autorin Claudia Marion Stemberger und Kathrin Becker) präsentiert feministische Kunst jenseits des westlichen Kanons und „interner eurozentrischer Interpretationshegemonien“, wie es im Katalog heißt. Dass nicht nur die Probleme amerikanischer Mittelstandsfrauen das Thema sind, ist freilich schon länger bekannt. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Ausstellung zahlreiche Facetten einer globalen Genderdebatte aufspannt – mit vielen gelungenen Exponaten: Etwa die mehrteilige Foto-Text-Arbeit von Agnes Janich, die sich in ihrer mit mütterlichen Verstrickungen und Egoismen befasst; oder das Video von Larissa Sansour, die sich als erste Frau und erste Palästinenserin auf dem Mond inszeniert. Maryam Jafri stellt mit ihrer Foto-Text-Serie einen Vergleich zwischen Islam und Christentum an, Schwerpunkt: Kopftuch; und Arahmaiani lässt das Publikum mit überdimensionalen, polsterartigen arabischen Lettern kuscheln – „Ich liebe dich“ steht da so imposant geschrieben. Nicht alle Arbeiten sind so komplex wie die intelligente und visuell überaus ansprechende Fotoserie von Nomusa Makhubu, die sich in einem Kolonialgeschichte-Museum als Teil des Settings inszeniert. Die hinlänglich bekannte Regina José Galindo etwa setzt mit ihren simpel gestrickten Selbstverletzungen auf längst überwunden geglaubten Holzhammer-Feminismus. Richtig klar wird zwar nicht, worauf dieses Projekt eigentlich hinaus will – auch die Lektüre des Katalogs, gehalten in überfrachteten Kunsttheorie-Jargon, ist nur bedingt aufschlussreich. Dementsprechend wirkt die Ausstellung eher wie eine Gemengelage unterschiedlicher Positionen aus verschiedenen Kontinenten, die in irgendeiner Weise mit dem Thema Gender zu tun haben. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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No More Bad Girls?
07.05 - 25.06.2010

Kunsthalle Exnergasse x
1090 Wien, Währinger Straße 59, 2. Stiege, erster Stock
Tel: +43 (0)1 401 21-41 oder +43 (0)1 401 21-42, Fax: +43 (0)1 401 21-67
Email: kunsthalle.exnergasse@wuk.at
http://www.kunsthalle.wuk.at
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 13:00 - 18:00,
Samstag 11:00 - 14:00 Uhr


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