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Josef Dabernig - Excursus on Fitness: “Fit mach mit” mit Dabernig

Wohltuend unenthusiastisch präsentieren sich die Darsteller in Josef Dabernigs Film „Excursus on Fitness“, eigens für die gleichnamige Ausstellung in der MAK-Galerie produziert, beim Work-out. Die großteils minimalistischen Turnübungen, von Familienmitgliedern des Künstlers, Freunden aus dem Kunstfeld sowie Dabernig selbst in einem unglamourösen Tanzsaal mit Blick auf einen Wiener Gemeindebau betrieben, stellen die Antithese zu den trendigen Fitnesstempeln und ihrer körperfixierten Klientel dar. Die Idealisierung des durchtrainierten Bodys und die damit üblicherweise einhergehende Denunzierung all derer, die diesem Leitbild nicht entsprechen, findet bei Dabernig naturgemäß nicht statt. Stattdessen lenkt er den Fokus innerhalb der tableauartigen Inszenierung subtil auf die, so der Begleittext, „Geometrie der Gesten und Blicke“ der Beteiligten und erzeugt auf diese Weise im Zusammenspiel mit den räumlichen Gegebenheiten der Turnhalle eine Architektur der Körper: etwa wenn bestrumpfte Beine ins Zentrum des Blickfelds gerückt werden und sich die Augen der Protagonisten auf den Betrachter richten. Dabei setzt Dabernig bewusst auf eine ambivalente Grundstimmung: Ob die Beteiligten nun Befriedigung aus ihren sportlichen Verrichtungen ziehen oder sich nur widerwillig auf die Übungen einlassen, bleibt unklar. Die Architektur des im Zentrum der Ausstellung positionierten Films verlängert sich in den Ausstellungsraum zu einer „expanded sculpture“, die zugleich Dabernigs Vorliebe für „Module, Serien sowie formal minimale und präzise geordnete Strukturen“ widerspiegelt. Das karge Setting entlang einer durchgehenden Blick- und Wegachse mit fünf kojenartigen Bereichen umfasst neben Fitness-Utensilien – Turnmatten, Pezzibällen und einem Gestell mit unterschiedlich schweren Hanteln – auch ältere (serielle) Schwarzweiß- und Farbfotografien in einheitlichen Alurahmen mit Anklängen an den Look der 1960er-Jahre, die die Themenfelder Körper und Architektur assoziativ erweitern: etwa mit Abbildungen verlassener Sporttribünen und Absperrbändern nach einem Fahrradrennen. Der 2003 entstandene Kurzfilm „Parking“ über Unterwerfung und Demütigung zwischen „consenting adults“ komplettiert die als „Turnpinakothek“ arrangierte erste institutionelle Einzelschau Dabernigs in Wien seit 17 Jahren, die Fragen über das existenzielle Verhältnis zum Körper und dessen Disziplinierung vielschichtig auslotet.
Mehr Texte von Susanne Jäger

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Josef Dabernig - Excursus on Fitness
07.04 - 12.09.2010

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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