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Nachbilder - Junge Malerei aus Österreich: Malerei mit Laufmaschen

Natürlich ist die Malerei ein Popanz, eine flachgewichste Lüge vom Raum in der Fläche, womit nicht nur das Kunsthistorische Museum, sondern viele andere Häuser auch belastet worden sind. Das Problem der Maler ist die schon gemalte Malerei, die Vorbildlichkeit aller bewährten und publikumsgeprüften Malerei, und eine Präsentation unter dem Titel „Nachbilder – Junge Malerei aus Österreich“ von drei malerischen Positionen verlangt danach, alle geneigten Vorbilder schnell zu memorieren und neugierig darauf zu sein, ob das Frischfleisch der nationalen Malereiliga erfolgsversprechend aussieht. Olivia Kaiser, Katharina Olschbaur und Stefan Wirnsperger sind alle unter dreißig und studierten an der Universität für angewandte Kunst Wien. Die Gemeinsamkeiten ihrer Positionen bestehen davon abgesehen in körpernahen Formaten und der Tatsache, daß alle gezeigten Werke gemalt sind – mit Borstenpinseln, vielleicht auch Schwämmchen, Olivia Kaiser benützt darüberhinaus Kreiden – aber nirgends wurde gesprüht, absichtsvoll gekleckst, gerissen oder geklebt. Es ist echte, kaum älter als vor drei Jahren gefertigte Malerei, und sie wirkt im ersten Anschein selbstbewußt anmutig – sei es durch die dralle Farbigkeit der Papierarbeiten von Olivia Kaiser, durch die leichthändige Pinselschrift von Stefan Wirnsperger oder die Kontraste zwischen Zeichnung und Fläche mit angenehm unterkühlten Verweisen auf Matisse in den Bildern von Katharina Olschbaur. Die Sujets hingegen unterscheiden sich beträchtlich. Auf der Titelliste stehen sich „Esel singt“ oder „Erhebung“ von Kaiser  „Konspiration“ oder „Altar“ von Olschbaur oder „Moto cross“ und „Sacré Collège“ von Wirnsperger wohl kaum gegenüber. Jede Position hat unverkennbare Eigenheiten. Vor allem die Färbung fällt weit auseinander – Kaiser ist kinderbunt, Wirnsperger aalt sich in englischroten, ans Filmmaterial der 80erJahre angelehnten Fleischschlammtönen und Olschbaur benützt kühn ausgeleuchtete Komplementärkontraste oder gelegentlich satt gerührtes Rosa. Dasselbe läßt sich vom formalen Gestus sagen – Kaiser bedient eine der Ästhetik der surrealistischen Écriture automatique verpflichtete Formen- und Bildsprache, deren Bezug zum Titel auf eine eigencodifizierte Welterklärung schließen läßt. Wirnsperger zeigt manieristisch-überlängte, sommerlich bekleidete Männer in Landschaften, auf Motorrädern und neben Mülleimern. Sie wirken, als wäre es eine Art Träumerei gewesen, sie zu malen und vertrauen auf die Konvention des fotografisch geprägten Blicks, denn die Kontrastsetzungen sind subtil bis spärlich. Olschbauer erinnert an das altmodische Sujet des Stilleben und balanciert auf dem Gerüst einer inhaltlichen Beinah-Räumlichkeit kunstvoll verschiedene Flächenbeschwerungen miteinander und gegeneinander aus. Der Ruhm der Malerei findet im zweideutigen Licht von Verbreitung und Erbe statt oder mit Namen, die man wieder erkennt von Bild zu Bild, an die man sich gewöhnt und die man nicht missen möchte unter dem Haufen von Blicken, die man schluckt im Lauf der Zeit. Damit was vererbt werden kann, muß es gekauft werden und nachhaltig robust sein, und dafür sind Bilder geeignet; Popanz ist ein Name für den Neid der anderen.
Mehr Texte von Gesche Heumann

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Nachbilder - Junge Malerei aus Österreich
03.03 - 10.04.2010

Galerie Elisabeth Michitsch
1010 Wien, Opernring 7, Mezzanin
Tel: +431/512 83 13, Fax: +431/512 85 25
Email: office@elisabeth-michitsch.at
www.elisabeth-michitsch.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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