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Asta Gröting - Skulptur und Video: Less is more

Wie groß muss eine Ausstellung mit Retrospektiv-Charakter sein? Oder auch: Wie klein darf sie sein? Diese Überlegung stellt sich unweigerlich angesichts der aktuellen One-Woman-Show Asta Grötings, die das Lentos in seiner Ausschreibung als deren „bis dato größte Einzelausstellung“ angekündigt hat. Zwar erstreckt sich die Schau auf zwei Etagen über drei Räume mit insgesamt fast 1200 Quadratmetern. Umso überschaubarer ist jedoch die Anzahl der Exponate. 24 sind es. 17 Objekte – überwiegend Skulpturen aus 1989 bis 2010, dazu eine kleine anrührende Video-Beobachtung zum Thema menschliches Konfliktpotential, dargestellt anhand eines Parkplatzstreits, und ein gezeichnetes Soziogramm – sind in der 40 Meter langen Großen Halle im Obergeschoß versammelt. Im abgedunkelten Doppelsaal im Untergeschoß werden in wand- und damit unweigerlich auch raumfüllenden Projektionen sieben Videos gezeigt, allesamt Arbeiten aus Grötings Werkgruppe der Bauchredner-Dialoge aus dem Zeitraum 1998/2000. Doch braucht es mehr? Nicht dass die eigenwillige deutsche Künstlerin ein immens großes Oeuvre vorzuweisen hätte. Asta Gröting, die ihr Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie 1986 bei Klaus Rinke abschloss und Joseph Beuys als ihren größten Mentor anführt, ist vielmehr eine langsame, bedächtige Arbeiterin, die eher zu den Suchenden zu zählen ist, als dass sie sich auf einen einmal gefundenen wiedererkennbaren Plan festgelegt hätte. Aber just deshalb verblüfft dieses Werk in seiner Vielfalt und Disparatheit umso mehr. Paradoxon der Schau: Es gelingt hier, aus der Engführung heraus die Stringenz dieses Werkes mit atemberaubender Schlüssigkeit sowie Sinnlichkeit zu vermitteln und dabei ebenso auch Grötings inhaltliches Interesse zu transportieren, das mit den Begriffen soziologisch, kulturhistorisch, philosophisch und anthropologisch am besten eingegrenzt werden kann. Die Heterogenität der verwendeten Formen und Materialien – von Styroporkugeln und Magnetsäulen über umgebaute Eisen-Fundstücke bis hin zu Epoxidharz, Acrylglas und Polyester ist eine große Bandbreite „heutiger“, oftmals alltäglicher Werkstoffe vertreten –spielt dabei ebenso mit wie der scheinbar lose Parcours, der eine Einladung an die BesucherInnen ist, sich im Herumgehen auf die Dialoge und Spannungen zwischen den Exponaten einzulassen. Die Ausstellung wird im Anschluss in veränderter Form im n.b.k. (Neuer Berliner Kunstverein) gezeigt. Der Umstand, dass sich die erste und zweite Station zeitlich um neun Tage etwas überlappen, ist ein spannendes Überraschungsmoment mehr.
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Asta Gröting - Skulptur und Video
26.02 - 09.05.2010

Lentos Kunstmuseum Linz
4020 Linz, Ernst-Koref-Promendade 1
Tel: +43 70 7070 36 00
Email: info@lentos.at
http://www.lentos.at
Öffnungszeiten: täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr


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