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Glimpse on Hopenhagen (COP15 7. 18. Dezember 2009)

Ante scriptum: Es muss nicht gleich Schwarz-Weiß sein, aber Kontraste haben schon etwas für sich. Man fährt CO2-korrekt mit der Bahn nach Kopenhagen, greift sich how to spend it in der DB Lounge, da Umsteigen mit Aufenthalt in Hamburg, und macht einen Abstecher nach global Richistan. Es geht um Lifestyle und zwar derer, die 15 Mio oder 15 Mrd Dollar have to spend. Reich fühlen sie sich dennoch nicht, man braucht immer doppelt so viel, berichtet Robert Frank (The Wealth Report, Fischer Verlag). Noch vor eineinhalb Jahren hätten Richistani oft einen Batzen über den aktuellen Listenpreis draufgelegt, um einen gerade mal 2 Monate gebrauchten Privatjet (oder Ferrari oder Privatjacht) zu ergattern, nur um die Lieferzeit für einen neuen abzukürzen: Es gibt zu viele Richies in den letzten Jahren, die Produktion der gefragten Firmen kommt nicht nach. Einfach weiterlesen, das war erst Weiß (oder Schwarz?!). Jetzt allerdings gibt es für Richistani offenbar kaum etwas Peinlicheres als im Privatjet gesehen zu werden. Man gibt sich bescheiden. „I shopped my closet“ statt blinddrauflos Nobel-Boutiquen zu konsultieren. Poorgeausie nennt Frank diese Phase, Hellgrau bis Anthrazit. Angekommen: In sämtlichen Metrostationen der COP15-Stadt wird einem in großen Plakatwänden klargemacht: Siemens is proud to be citizen of Hopenhagen. Vor Christiansborg, dem Sitz des Parlaments, leuchtet in knallorange eine der unübersehbaren Symbol-Kugeln: das Equivalent für 1 Tonne CO2. Unmittelbar hinter dem Thorwaldsen-Museum, vor allem in der Nachtbeleuchtung die atemberaubendste Ausstellung – eigentlich Umlegung – von entwurzelten, in 5-Meter-Stümpfe zerstückelten Regenwaldbäumen der britischen Künstlerin Angela Palmer. www.ghostforest.org 100 places to remember. Before they dissappear - Teile von London genauso wie Venedig, die Akropolis ebenso wie die Kitzbühler Alpen, die Malediven oder Trinidad sind betroffen von Überflutung, Temperaturanstieg oder Dürre. Auf dem Kongens Nytorv im Halbrund zu begehen und nachts beleuchtet sind all die 100, viel zu schönen Aufnahmen von Plätzen, Landschaften, Lebensweisen, um die Dramatik ihrer Bedrohung klar zu machen - allerdings den emotionalen Wert bei Verlust zu steigern. www.100places.com Nature Strikes Back. In jedem Saal ein kurzes animiertes Video zum Ausstellungskonzept, Staatliches Museum für Kunst Kopenhagen Kopenhagen – Kunst und COP15, ein Überblick NEW LIFE COPENHAGEN Die Künstlergruppe Wooloo.org gewann das offizielle Kunstprojekt des Kulturrates anlässlich der Klimakonferenz. Ein Kunstfestival und soziales Experiment, geht es dabei um nicht weniger als ein Klischee im Selbstbild der Dänen zu durchbrechen: Dass sie Fremden gegenüber äußerst reserviert sind. Nun wurden Dänen gesucht, die für die Besucher aus aller Welt, die kein Hotelbett mehr bekommen können eine Couch und Duschmöglichkeit zur Verfügung stellen. 3000 wurden vermittelt. Herauspicken von „spezial guests“ war nicht möglich. „They have to be strangers. You have to trust them. That ist he point“, steht im Host Book/Guest book, in dem 150 z.T. sehr persönliche Fragen für eine Recherche zum Projekt beantwortet werden sollen. Das Buch, Interviews, eine Homewarming Party, ein Fasttag, ein ökologisches Begräbnis falls man während COP15 stirbt und eine peruanische Schamanin zu Besuch sind begleitende Kunstaktionen zum Grundthema. RETHINK Wie müssen wir Kategorien und Phänomene, an die wir uns gewöhnt haben und sie als selbstverständlich annehmen, neu denken? Projektleiterin Anne Sophie Witzke vom Alexandra Instituttet regt die Untersuchung an, welche Antworten aus der bildenden Kunst kommen können. Das Staatliche Museum für Kunst entschied sich für RETHINK: RELATIONS. Beiträge lieferten Allora & Calzadilla (USA/Cuba), Olafur Eliasson (DK), Henrik Hokansson (S) und mit seiner großraumfüllenden Installation „Biospheres“ Tomas Saraceno (Argentinien). Im De Frie Center of Contemporary Art widmet man sich unmittelbar dem Thema RETHINK: THE IMPLICIT und zitiert aus „A plea for Earthly Sciences“ (2007) von Bruno Latour: Luft, Wasser, Land. Nun werden sie bedeutend (explicit), weil wir landsam realisieren, dass sie verschwinden könnten – und wir mit ihnen. Bright Ugochukwu Eke (Nigeria) mit seiner Arbeit Acid Rain sei hervorgehoben. RETHINK: KAKOTOPIA vereint diverse künstlerische Positionen von unter der Orgel bis unter die Schlusssteine in der Apsis und Turmspitze der Kunsthalle Nikolaj. Persönliche Favoriten sind erlaubt: Eric Andersen (DK) mit seinem 180° kippbaren Sun Lawn, 1982 -, Haubitz + Zoche (D): Water Knows no Walls, die den Glockenturm zum Leuchttum macht, Tue Greenfort (DK) „There isn’t a Frog, a Fowl, a Fish“ und Fiona Tan (Indonesien), die Archivfilme von Überflutungen als „News from the Near Future“ präsentiert. Last but not least RETHINK: INFORMATION im Alexandra Instituttet, wo man sich bewusst ist und noch deutlicher bewusst machen will, dass unser Verständnis von Welt von den Informationen über sie abhängt: wissenschaftliche, politische, soziale... STATENS MUSEUM FOR KUNST Nature Strikes Back. Unter diesem Motto wird ein historischer Zugang erläutert, wie die Beziehung zur Natur, das (Selbst)Verständnis des Menschen im Umgang mit der Umwelt in der Kunst ihren Niederschlag fand. SUM N° 05 Das Magazin für zeitgenössische Kunst wird von der Kunstakademie publiziert, wobei die Herausgeber es als „natürlich“ ansehen, Volume 5 KünstlerInnen und Theoretikern zu widmen, die sich mit Klimawandel auseinandersetzen. LOUISIANA Sowohl die Ausstellung „The World is Yours“ (gleichnamige Arbeit von Gardar Eide Einarsson, 2005) als auch die erste weit angelegte Einzelausstellung des (Nichtkünstler-)Fotografen Jacob Holdt (Dk) „Faith, Hope & Love“ könnten auch als subtiler Beitrag, wenn schon nicht zu Klima-, so doch zu Life-Style, dessen Bedingungen und Wandel interpretiert werden. Die eigentliche Ausstellung zum Klimawandel wurde im Bereich der Architektur gewählt, konkret „Green Architecture for the Future“. Dichtest gedrängt, sort of information overflow, aber natürlich essentiell. Schlagworte sind etwa „urban acupuncture“ und die „cradle-to-cradle“-Philosophie von Michael Braungart und William McDonough. Überdies fand am 12. 12. das Symposium WHERE DO WE GO FROM HERE? statt, das zu Vorträgen bzw. Diskussion mit den KünstlerInnen Olafur Eliasson, Sissel Tolaas, Shilpa Gupta and Ann Lislegaard; Ingenieur Matthias Schuler von Transsolar; Unternehmer Kresse Wesling of Elvis & Kresse; Designer und Architektin Patricia Urquiola; and Ulrich Kranz, Leiter von “project i” einlud, wobei Peter Weibel und Hans Ulrich Obrist als Moderatoren fungierten. - Veranstaltet in Zusammenarbeit mit BMW Group aus Anlass der globalen United Nations Climate Change Conference in Kopenhagen. GALERIEN Stichproben ergaben, dass Galerien eher klimaresistent sind. Vielmehr macht man "einfach gutes Programm": Galerie Christoffer Egelund, mit der aktuellen Gruppenausstellung Fly by’s, da darf dennoch ein Eisberg aus Filz von Andreas Schulenburg vorkommen). Bo Bjerggaard, der schon mal auf der Viennafair war, kommt eben von Art Miami und hat gute Verkäufe bei Jonas Richter zu verzeichnen, daneben Kounellis und Kirkeby. Bei Mikel Andersen läuft die Ausstellung The Mask und die Künstlergalerie IMO Projects zeigt Malken Bent’s Objekte/Installation frech kombiniert mit dem Film „By a Waterfall“ von Busby Berkeley aus den 1930ern.
Mehr Texte von Aurelia Jurtschitsch

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