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Urban Signs - Local Strategies (Continued): Wiedersehen am Praterstern

Der Praterstern – ein Freiraum mit unendlich vielen Möglichkeiten. Oder nicht? Seit Jahren schon lotet die Crew des Veranstaltungs- und Projektraums Fluc aus, was dieser spezielle Ort zu bieten hat. In der bekannten Klub- und Konzert-Location – und um sie herum - finden regelmäßig Kunstsalons, Performances und Ausstellungen statt. Eine davon, kuratiert von den artmagazine-AutorInnen Ursula Maria Probst und Walter Seidl sowie vom Fluc-Mitbegründer Martin Wagner, bespielt derzeit den öffentlichen Raum um den Bahnhof Praterstern und ist noch bis zum 1. Dezember (ungefähr) zu sehen. Die sechs Arbeiten von acht KünstlerInnen intervenieren nicht nur an den Orten ihrer Aufstellung und beeinflussen damit deren Wahrnehmung durch PassantInnen – was gerade am Praterstern, dem „Flaggschiff“ einer Neuorientierung in der Gestaltung von öffentlichem Raum in Wien, zu besonders relevanten Ergebnissen führen kann. Als kuratiertes Ensemble stellen sie vor allem die generelle Frage nach dem Potenzial der Kunst, Wahrnehmung zu verschieben und den urbanen Raum mit ästhetischen Mitteln kritisch zu thematisieren. Marita Frasers und Alex Lawlers minimalistische Installation “Heavy Work (stack)” beispielsweise besteht aus Gussbetonteilen, wie sie im urbanen Raum normalerweise für Absperrungen, von Baustellen etwa, verwendet werden. Durch subtile Eingriffe wie kleine Stellen farbiger Bemalung und das ungewöhnliche Übereinanderstapeln zu einer von der ursprünglichen Funktion abweichenden, nun wirklich skulpturalen Form nehmen Fraser und Lawler ebenso auf den noch im Umbau begriffenen Status des Bahnhofsplatzes Bezug, wie sie die Frage nach der generellen Wahrnehmbarkeit von derartigen temporären funktionalen Elementen im urbanen Raum stellen. „The Urban Alphabet“ von Nikolaus Gansterer besteht aus schematisierten, miniaturisierten Plänen von Weltstädten, die in Weiß auf der ganz neuen schwarzen Wandverschalung des Gleiskörpers Richtung Prater eine Auswahl von leicht lesbaren Stadt-Zeichen bilden. Sonja Gangls medienanalytische Installation „1 : 2,35“ am Fluc-Neubau thematisiert das filmische Breitwandformat mit seinem Spiel mit Begehren und Zensur, mit dem Unterschied, dass zwischen ihren beiden schwarzen Letterbox-Querbalken kein Film, sondern nur weißes Licht zu sehen ist. Christian Mayers geplante „Versetzung der Welt“ konnte bislang noch nicht realisiert werden. Die Intervention, bei der das in die Jahre gekommene Modell der Erde vor dem Planetarium im Prater, der größte Globus in Wien, aus dem abseits mitten auf den Praterstern, den modernen Ort von Abreise und Ankunft, versetzt werden soll, steht noch aus, wird aber nachgeholt. Die Lichtduschen-Installation „TS_001_LUX“ von Viktoria Tremmel und Andreas Strauss machte den spätherbstlichen Bahnhofsvorplatz auf der Praterseite fast zu einem Wohlfühlort, stünde sie nicht direkt neben einer der noch übrigen Bauabsperrungen. Grandios ist auch die Installation „O.T. (Lichtung)“ von Johannes Vogl auf einer Wiese vor dem Eingang zum Vergnügungspark Wurstelprater. Das achteckige Tarnnetz, das sich in mehreren Metern Höhe über die Köpfe der BetrachterInnen spannt, zeigt nicht die übliche Camouflage, sondern – in der Netztechnik des Tarnens - das in guter alter Deckenmalermanier perspektivisch extrem verkürzte Abbild einer von hohen Bäumen umsäumten Lichtung. Die Illusion bleibt allerdings auf die wenigen Quadratmeter beschränkt, rund herum ist die Aufhängevorrichtung zu sehen – eine Bezugnahme auf die Durchsetzung der Wahrnehmung des urbanen Raumes mit der virtuellen Realität durch die Technologie mobiler Kommunikation.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Urban Signs - Local Strategies (Continued)
01.10 - 01.12.2009

fluc - Vorplatz
1020 Wien, Praterstern
http://www.fluc.at


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