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Kandidaten versenken.

Letztes Jahr ist die Leitung der Berliner Nationalgalerien, der alten wie der neuen, zu der auch der Hamburger Bahnhof gehört, wieder vergeben worden. Ebenso neu besetzt wurden die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München und die Staatssammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Die Tate Britain hat soeben den Direktor gewechselt. Nicht, dass man viel gehört hätte von Querelen und Quengeleien, die es im Vorfeld gegeben hätte. Immerhin lässt sich sagen, dass für die ein oder andere Stelle auch die ein oder andere Wiener Museumsperson im Gespräch war. Udo Kittelmann ist der neue Chef in Berlin. Der ist so ausgewiesen in der Gegenwartskunst wie er einst eine Optikerlehre gemacht hat. Penelope Curtis hat die Stelle in London bekommen. Sie hat das Rennen gemacht, als zu allerguter Letzt noch eine britische Frau und ein nichtbritischer Mann übrig geblieben waren. Nicht auszudenken, derlei Ergebnisse wären in Wien zu Tage getreten. Die Ministerin entscheidet sich für einen, dem man den Optiker nachsagen kann – ist ja klar, denn der versteht offenbar mehr von der Kunst als eine Bankerin. Die Ministerin entscheidet sich für eine Frau und noch dazu aus dem eigenen Land – mehr an Tellerrand ist ihr sowieso nicht zuzutrauen. Nun ist die Farce des Kandidaten-Vorab-Kommentierens wieder voll im Gange. Es geht, gemessen an den oben erwähnten Entscheidungen, um die gelinde Zweitrangigkeit der Mumok-Besetzung. Doch man reißt sich die Namen nur so aus dem Ärmel, eifrig dabei, die Triftigkeit der Nennung persönlich zu verbürgen. Hast du einen, hab ich gleich zwei. Irgendeiner wird, Gesetz der Menge, im bunten Gewimmel schon den Richtigen greifen. Fragt sich, warum das so sein muss, die Seitenblickisierung der österreichischen Kultur einmal vorausgesetzt. Ich denke, es liegt an einem noch viel nationaleren Mechanismus. Jeder Name, so geht das Kalkül, sollte in dem Augenblick gekillt sein, in dem er ins Spiel gebracht wird. Die Leute werden also publizistisch aufgerufen in der Hoffnung, dass sie im Moment ihrer Nennung aus dem Spiel sind. Die geeignete Person ist ohnedies, so geht die jeweils individuelle Überzeugung, diejenige, die den Namen lanciert. Und wenn man schon selber nicht genommen wird, braucht es auch kein anderer werden. Entsprechend gestaltet sich die hiesige Museumslandschaft.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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