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In der Londoner National Portrait Gallery gibt es gerade die Ausstellung „Beatles to Bowie“. Es ist eine Revue der Zelebritäten, die das Swinging London der Sechziger ausmachen, ein Reiseführer zu den Hot Spots, die dort waren, wo die heißen Leute waren. Alles ist mit allem verbandelt, eine Dorfgesellschaft mit universalem Anspruch, obere Fünfhundert eines Village an der Schwelle zum Global. Marianne Faithfull, Battersea Park, London, 1965 By Tony Frank Nehmen wir John Dunbar. Sein Name steht nicht im Raum als große Prominenz, und doch ranken sich um ihn die Zirkel der Eingeweihten, die London, als es besonders schwungvoll war, ausmachen. 1965 heiratet John Dunbar Marianne Faithfull. Im Jahr davor war sie von Andrew Loog Oldham entdeckt worden, dem Manager der Rolling Stones, die daraufhin mit ihrem Lied „As Tears Go By“ aus ihr eine Sängerin machten. Es dauerte nicht lange, dann hatte der Frontmann der Stones, Mick Jagger, ein Verhältnis mit ihr, und sie verließ ihren Mann. Jagger wiederum verließ Chrissie Shrimpton, mit der er seit 1963 zusammen war, die Schwester von Jean Shrimpton, dem ersten Supermodel. Jean Shrimpton hatte David Bailey, den Fotografen, der sie berühmt machte, verlassen und eine bald als Traumpaarung akklamierte Liaison mit Terence Stamp begonnen, der gerade durch „Billy Budd“ bekannt geworden war, den Peter Ustinov mit ihm inszenierte. Stamps Bruder Chris wird in dieser Zeit einer der beiden Manager der Who. Terence dagegen wirft sich bald in eine Liebschaft mit Julie Christie – wir erinnern uns: „Doktor Schiwago“ -, um das nächste Vorzeigepärchen der Saison zu geben. Im schönsten Lied, das London besingt, in „Waterloo Sunset“ von den Kinks, kommen „Terry and Julie“ vor, die sich jede Freitagnacht an der Waterloo Station treffen, und ein Gerücht will hartnäckig wissen, wer mit den beiden gemeint ist. The Who, 1966 By Colin Jones, © National Portrait Gallery, London Stamp teilte sich eine Wohnung mit Michael Caine, dem Hauptdarsteller und Everybody’s Darling in „Alfie“, einer weiteren der überbordenden filmischen Hymnen auf das erotische Milieu Londons, 1966 gedreht von Lewis Gilbert, der das Jahr darauf für den fünften James Bond - Film mit dem Titel „You Only Live Twice“ verantwortlich sein wird. Eine der Gespielinnen Michael Caines in „Alfie“ ist Jane Asher. Sie ist die Schwester von Peter Asher, der einen Hälfte des Gesangsduos Peter & Gordon und Trauzeuge bei der Hochzeit von Dunbar und Faithfull. Jane Asher ist die langjährige Freundin Paul McCartneys, sie haben es Ende 1967 noch zu einer Verlobung gebracht, um sich dann allerdings bald zu trennen. Im Februar 1964 hatten Peter & Gordon eine britische Nummer Eins mit „A World Without Love“, einem Lied McCartneys. Der Bassist der Beatles war ein guter Freund von Barry Miles, der später sein Biograf wird, ebenso der Biograf der frühen Pink Floyd und insgesamt eine zentrale Figur des Underground, wie er sich seit 1966 entwickelt. Miles und Dunbar haben zusammen eine Galerie namens Indica. Hier stellt eine japanische Künstlerin aus, die dem Umkreis von Fluxus zugerechnet wird, und es ist in Miles’ und Dunbars Galerie, wo sich am 9. November 1966 Yoko Ono und John Lennon kennenlernen.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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