Ursula Maria Probst,
Hear the art: Aus den Augen, in den Sinn
Wer über eine Ausstellung wie Doubleheart schreibt, der braucht mindestens soviel Leidenschaft wie Verstand. Schließlich trifft hier der intellektualisierende Kunstbetrieb auf eine Clubkultur, die sich aus dem Underground formiert. In einer Reihe von Konzerten von Bands wie Colourblind und DJ Acts von DJ Sweet Susi bis Amina Handke zeigt sich, dass erneut die Crossoverkultur boomt. Dies lässt selbst Skeptiker verstummen, die sich am Wortlaut Adornos orientieren, der in der Konvergenz von Malerei und Musik die Möglichkeit krasser Infantilität sah.
Es zählt zum guten Ton, als bildende Künstlerin in einer Band mitzuspielen oder zumindest als DJ zu agieren. Auch wenn die Kunst darin besteht, das Geniales auf Zweifelhaftes trifft, in der Wiener Szene rumort man an der Mythenbildung von Legenden, wenn Bandnamen wie
Albersgewählt oder Seemannslieder gesäuselt werden. Doch jenseits gewagter Selbstversuche geht es längst nicht mehr darum, böse Buben und verruchte Gören zu mimen. Die Crux besteht nun darin, dass dem Anti- und Dagegensein der Antagonismus einer auslotenden Gegenüberstellung als probates Mittel folgt. In den Songs der BoygangNoch 3 km bis Lignanobedient man sich erneut des Themas Sex und bewegt sich in der Freizone von Glamrock, Alternative und Grunge. Die Texte wirken wahrlich seltsam, wenn es um die männliche Interpretation weiblicher Gebärmutterempfindungen geht. Schade, dass das Experimentelle im Souterrain verschwindet wie in der Soundinstallation von Peter Höll und Uwe Bubik. Wohingegen in den Videos massenkulturelle Praktiken absorbiert werden, um den sozialen Abgrenzungszwang zwischen einzelnen Musikstilen zu überbrücken. Dabei werden keine Sinnesattacken gescheut, um jenen Überschuss an Leidenschaften zu produzieren, an dem es in den Bildern mangelt. In die Popkultur einzudringen und zugleich der Kunstwelt anzugehören gelingt nur wenigen. Andreas Leikauf fängt Bilder der Popkultur ein und besetzt sie mit lyrischen Slogans, aus welchen jeder Drang nach Normalität verschwunden ist. Auch wenn der stille Zorn wiederauflebt, die Unschärfe zwischen Rollenspiel und Authentizität bleibt bestehen.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst
Hear the art
27.06 - 24.07.2002
KEX Kunsthalle Exnergasse
1090 Wien, Währinger Straße 59, 2. Stiege, erster Stock
Tel: +43 (0)1 401 21-41 oder +43 (0)1 401 21-42, Fax: +43 (0)1 401 21-67
Email: kunsthalle.exnergasse@wuk.at
https://www.wuk.at/kunsthalle-exnergasse/
Öffnungszeiten: Dienstag - Freitag 13:00 - 18:00,
Samstag 11:00 - 14:00 Uhr
27.06 - 24.07.2002
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Email: kunsthalle.exnergasse@wuk.at
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Samstag 11:00 - 14:00 Uhr
Ihre Meinung
1 Posting in diesem Forumpop und authentizität? mooooooment.
dr. punk | 24.07.2002 07:00 | antworten
cooler artikel, spannend die überbrückungsversuche pop- und kunstwelt. andererseits - wieso ist das erstrebenswert - es gab ja schon warhol & seine velvets, koons und seine cicciolina, und den helnwein auch nicht vergessen. wo liegt also die rebellion oder der künstlerische impetus mit dieser grenze zu spielen? reduziert sich das nicht einfach auf das \'cool\' sein, sich selbst seine 15 minuten zu produzieren und dann wieder in den job zu gehen? ha und em kunst, und doch leider \'too old to die young\'. traurig wenn man es ernst nimmt. aber lustig wenn man sich dabei gescheit zudröhnen lässt. vergessen ist die postmoderne, jetzt sind wir in der postpubertät! search & destroy!
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