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And Now For Something Completely Different

Man hatte zunächst ja geglaubt, der Mann wäre ein weiterer Beitrag zur Verschnöselung der Welt. Adrett und eloquent und hochnäsig hat er die Wahl gewonnen und wird nun, wie es aussieht, deutscher Außenminister. Dann kam die Geschichte mit der Weigerung, einem Journalisten der BBC in dessen Sprache zu antworten, und auf seinem Deutsch zu beharren. Das konnte man als zusätzlichen Beleg für seine Arroganz nehmen. Andererseits war der Versuch, sich herauszureden, eigenartig linkisch, seine Züge waren seltsam entgleist, und die Arme ruderten herum, als gälte es, sich in der ersten Reihe der Pressekonferenz festzuhalten. Nun stellt sich heraus, dass der Mann einfach nicht Englisch kann. Jedenfalls nicht genug. Es ist nicht Arroganz, es ist Ignoranz, und auf ganz logische Weise entspricht er seiner Klientel, den Typen, denen man einmal Milliarden an Investorengeldern gegeben hat, und die jetzt Billionen an Steuergeldern bekommen, um vorzuführen, welche Flaschen sie sind. Guido Westerwelle bekommt dafür das Außenministerium. Wenigstens waren es die Briten, an denen er das Exempel seiner Inkompetenz statuierte. Die Briten, die einst ein Rauchwarengeschäft führten, und ein Herr mit rotem Buch trat ein, um zu versichern: „Ich kaufe diese Platte nicht, sie ist zerkratzt“ – dafür gab es Zigaretten; die Sentenz „mein Luftkissenfahrzeug ist voller Aale“ brachte ihm Streichhölzer ein, und als er von sich gab „wenn ich sagte, du hättest einen schönen Körper, würdest du es mir übelnehmen“, wurde ihm versichert, alles koste zusammen sechs Schilling. Der Herr war John Cleese, der Verkäufer Terry Jones und die Veranstaltung ein genialer Einblick in das Frühwerk von Monty Python. Die Geschichte mit dem englisch-ungarischen Wörterbuch, das ein bösartiger Verfasser mit diversen Unverschämtheiten versetzt hat, ist zeitlos gültig. Vielleicht sollte es Herr Westerwelle mit einem Dictionary German-English versuchen. Doch nun zu etwas ganz anderem. Auch die Briten haben einen in diesem Sinn legendären Außenminister. Sein Name war George Brown, er diente in den Sechzigern dem Premier Harold Wilson, er blickte gern ins Glas, und die beste Geschichte ist die folgende: Es gab einen Empfang in Brasilia, zu Gast war eine peruanische Gesandtschaft, der Foreign Secretary war auch zugegen, Stimmung kam auf, und seine Exzellenz bat eine Person in langem wallendem Gewand um einen Tanz. „Es gibt drei Gründe, Mister Brown“, so bekam er zur Antwort, „warum ich nicht mit Ihnen tanzen möchte. Erstens scheint es, haben Sie schon etwas zuviel getrunken. Zweitens ist es nicht irgendein Walzer, den sie gerade spielen, sondern die peruanische Nationalhymne. Und der dritte Grund, warum ich nicht tanzen möchte, ist, dass ich der Erzbischof von Lima bin.“ Da hat Westerwelle ja noch einigen Spielraum.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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