Werbung
,

Paraflows 04: Urban Hacking: Subversions-Tradition

Mit einer Website und einer Begleitpublikation, wie man sie sich von weitaus besser dotierten Institutionen bisweilen nur wünschen würde, ausgestattet, hat sich das heuer zum vierten Mal stattfindende „paraflows“-Festival – Schwerpunkt: digitale Medien – mittlerweile hoch professionalisiert. Der Titel der diesjährigen Ausgabe klingt vielversprechend: „Urban Hacking“, das lässt an Stadtguerilla und subversive Intervention denken. Auch die Ausstellungsarchitektur – eine von dem Duo tat ort erdachte Containerlandschaft – ruft derartige Vorstellungen auf. Man wolle, verlautet der Pressetext, „Projekte zur Nutzung und Intervention, zum Hacking und zur Bespielung von urbaner Öffentlichkeit“ präsentieren. Die Künstlerliste ist durchsetzt von schillernden Namen, darunter etwa Ken Lum und Valie Export. Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass gerade deren Arbeiten weniger gut ins Konzept passen. Mehr irritierendes Potenzial, das tatsächlich in die „urbane Öffentlichkeit“ eingreift, haben die Interventionen der jüngeren Künstler zu bieten: Sei es etwa jene Aktion von Leopold Kessler, bei der dieser in Londoner Telefonzellen Riegel einmontiert, oder die Performance von Christian Eisenberger, der als Flitzer das Biennale-Gelände durchquert. Die „Agenten im öffentlichen Raum“ – Studierende der Hochschule für Gestaltung Offenbach – markieren mit Transparenten, die sie auf Boden oder Sitzflächen legen – „privaten“ Raum im öffentlichen; Anna Witt bittet Passanten, sich auf den Boden fallen zu lassen, und Roch Forowicz projiziert, natürlich illegal, Überwachungsaufnahmen auf Wände. All das hat – vor allem in Wien – Tradition. Allerdings hat diese weniger mit den „Körperkonfigurationen“ von Valie Export oder der Fotoarbeit „Polizei lügt“ von Peter Weibel zu tun, die den öffentlichen Raum eher als Kulisse für ein abgeschlossenes Werk nutzen – sondern mehr mit anderen Aktionen, etwa jene des „Supersommers“ 1976 oder solchen wie dem „Stadtfußball“ der damals noch gar nicht arrivierten Coop Himmelb(l)au. Es wäre spannender gewesen, diese Linie zu sehen. Denn dass es eine durchaus legitime Nachfolge urbaner Subversion gibt, das demonstriert das Projekt durchaus eindrucksvoll.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Paraflows 04: Urban Hacking
10 - 20.09.2009

Container-Installation Karlsplatz
1010 Wien, Karlsplatz
http://www.paraflows.at


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: