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Auch ein Fleck macht noch keine weiße französische Weste

Ich rede von Robert Fleck. Das ist nämlich der Kurator, von dem ich mich in meiner letzten Glosse tatsächlich gefragt habe, wie er sich wohl jetzt nach Le Pens Wahlerfolg verhalten wird. Und siehe da, Robert Fleck verhält sich nicht. Er verwindet sich. U.a. in einer schriftlichen Erklärung vom 24. April 2002: \"In Österreich habe ich als Staatsbürger und Intellektueller die Pflicht, öffentlich zu intervenieren, und ich habe das Recht, einer Regierung, die ich als intolerabel erachte, den Krieg zu erklären\". Dies tat er auch vehement pflichtbewusst. Und mit der nachdrücklichen Aufforderung an ausländische Intellektuelle und Künstler, Österreich wegen seiner ÖVP-FPÖ-Regierung zu meiden. \"In Frankreich bin ich nur ein Gast, und ich habe nicht das Recht, mich in die Wahl der Franzosen einzumischen\" ... \"Daher erlaube ich mir, Euch (er meint die französischen Künstler und Intellektuellen) anzuflehen, am 5. Mai wählen zu gehen und Chirac zu wählen\". Naja. Hauptsache er mischt sich nicht ein bei den Franzosen. Also nur nicht auffallen. Keine Wellen schlagen. Wer weiß, sonst müsste man ja vielleicht noch einmal übersiedeln. Flehen geht gerade noch. Aber mehr schon nicht. Es wäre vor 2 Jahren sinnvoller gewesen, wenn Robert Fleck seine internationalen intellektuellen Kollegen und Kolleginnen angefleht hätte, all die österreichischen Künstler und Künstlerinnen geistig und emotional zu unterstützen, die von entsetzt bis zähneknirschend in ihrer Heimat geblieben sind oder z.B. aus familiären Gründen bleiben mussten oder wollten. Und die mit ihrer Arbeit und/oder gesetzten Handlungen mehr oder weniger klar und deutlich gegen diese Regierung Stellung bezogen haben und seit 2 Jahren mithelfen, dass wieder eine politische Wende eintritt, die ein freieres Kulturbewusstsein und unbelastete Auslandsbeziehungen zulassen. Man muss allerdings zugeben, dass dies nicht so wirklich spektakulär gewesen wäre. Aber unproduktives verbales Kriegführen fern der Heimat gegen diese und flennendes Flehen für Chiracs Wiederwahl - ich meine das ist schon was. Da kann man sogar schon wieder berühmt werden. Zum Beispiel als ein sich Verwindender mit äußerst geringem Schamgefühl. Ich wünsche ihm jedenfalls mit aller Häme noch viele schöne Jahre in Chiracland.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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