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Identities 2009

Was seit Stonewall geschah Ein Jubiläum jagt das nächste. Im Juni etwa jährt sich – unter anderem – der „Stonewall-Aufstand“, der Wendepunkt im Kampf der Schwulen- und Lesbenbewegung um Anerkennung und Gleichberechtigung, zum vierzigsten Mal. Zugleich feiert das biennal statt findende Wiener Queer Film Festival „Identities“ sein 15-jähriges Bestehen. In vier Wiener Kinos ist vom 4. bis zum 12. Juni mit etwa 110 internationalen historischen und aktuellen Dokumentationen, Kurz- und KünstlerInnenfilmen, Dramen, Musicals, Krimis und Liebesgeschichten zu sehen, was seit Stonewall so geschehen ist. An den Start (im Gartenbaukino) geht das Festival mit einer Österreich-Premiere aus Deutschland, dem bittersüßen Identitätsverwirrspiel „Mein Freund aus Faro“ von Nina Neul. Geographische Schwerpunkte setzt das wahrhaft vielfältige Programm mit Produktionen aus Frankreich, Italien, Spanien und der Türkei sowie Lateinamerika und Südafrika. Es geht um Religion, Musik und die 60er und 70er Jahr ebenso wie um TV-Produktionen und die US-Dokumentarfilmerin Greta Schiller. Den Abschluss bildet (im Filmcasino) Christophe Honorés lockerleichte Musical-Tragödie „Les Chansons d’Amour“ um eine Dreiecksbeziehung, die der Tod auseinander reißt, um die übrig Gebliebenen in neue Liebeswirren zu entlassen. Neben einer ganzen Reihe von neuen Filmen lässt sich eine schöne Anzahl von Ausflügen in die Filmgeschichte unternehmen: Greta Schillers bereits kanonischer Dokumentarfilm „Before Stonewall“ (1984) etwa über die Geschichte des Sichtbarwerdens von Lesben und Schwulen in der US-Gesellschaft vor besagtem Stonewall-Aufstand ist so ein Fall. Auch eine ganze Reihe der übrigen historischen Filmperlen hat initiatorischen Charakter: Rosa von Praunheims Doku „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (BRD 1971) war ausschlaggebend für die Lesben- und Schwulenbewegung in der BRD. Die für den ZDF gedrehte Dokumentation „Zärtlichkeit und Rebellion“ (BRD 1973) von Eva Müthel, in der Lesben mit unterschiedlichstem sozialem Background sehr artikuliert und präzise über ihre Erfahrungen in allen Lebensbereichen sprechen, war die erste ihrer Art im öffentlich-rechtlichen TV. Gefolgt wurde sie von „Und wir nehmen uns unser Recht“ (BRD 1974) von Claus Ferdinand Siegfried, einer vom Westdeutschen Rundfunk beauftragten, bereits wesentlich kämpferischeren Dokumentation. Der Spielfilm „Los placeres ocultos“ zeigte 1976 erstmals explizit homosexuelle Szenen im Spanien kurz nach Ende der Franco-Diktatur. Weitere Meilensteine (und Kultfilme) des Queer Cinema sind "Immacolata e Concetta, l’altra gelosia” (I 1979) von Salvatore Piscicelli, „The Killing of Sister George“ (GB 1969) von Robert Aldrich und „Anna und Edith“ von Gerrit Neuhaus, 1974 als erster TV-Spielfilm lesbischen Inhalts für den ZDF gedreht. Dazu kommen noch mehr Klassiker wie Claude Chabrols Lesben-Psychothriller im Upper Class-Millieu „Les Biches“ (F 1969), Pier Paolo Pasolinis Dokumentarfilm „Comizi d’amore“ (I 1963), André Téchinés queer grundiertes Krimidrama „Les Voleurs“ (F 1996) und François Ozons schwarzhumorig-queeres Diven-Musical „8 Femmes“ (F 2001). Identities. Queer Film Festival 4. – 12. Juni 2009 festival.identities.at
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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