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Futurismo. Avanguardia-Avanguardie: Seelenzustände im Dauerpfeifen

Die Menge der Schlüsselwerke futuristischer Malerei, die in der Ausstellung „Futurismo. Avanguardia – Avanguardie“ nicht hängen, ist relativ begrenzt. Umberto Boccionis „Gelächter“, sein „Modernes Idol“, seine „Seelenzustände“: Vorhanden. Carlo Carràs „Begräbnis des Anarchisten Galli“, Gino Severinis „Boulevard“, Giacomo Ballas „Mädchen am Balkon“ und Luigi Russolos „Revolte“: Ebenfalls da. Gehängt wurden die Exponate nach Themen wie „Licht“, „Geräusch Lärm Geruch“, „Tempi und Rhythmen“, „Kraftlinien“ oder „Dynamismen“. Damit wird man der Bewegung gerecht – wie sehr sich der Stil einzelner Künstler zeitweise ähnelt, wird damit ebenso bewusst gemacht – etwa bei Carràs Anarchistenbegräbnis und Boccionis „Seelenzustände“, die einander gegenübergestellt sind. Gerade bei letzterem wird – und da freut man sich, das Original zu sehen – dessen malerische Virtuosität ersichtlich: Wie sich etwa in seinem „Quelli che vanno“ maskenartige Gesichter mit geschlossenen Augen von wie hingepeitscht wirkenden Pinselstrichen zerhackt werden, wie sich in „Quelli che restano“ eine Schicht von Lianen – oder Ähnlichem – über müde sich dahinschleppende Figuren legt, das sind schlichtweg malerische Sensationen. Die Wahrnehmung der Werke wird allerdings erschwert durch die grenzwertigen Ausstellungsbedingungen: Schlampige Beleuchtung, Wände in, gelinde gesagt, gewöhnungsbedürftigen Farben sowie die nahezu permanent pfeifende Alarmanlage nerven einfach. Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Stockwerke; dass man, offenbar um die futuristische Malerei kunsthistorisch einzubetten, auch noch sämtliche andere avantgardistische Strömungen – in zugegeben teils exzellenten Stücken – über fast eine ganze Etage präsentieren musste, erscheint jedoch etwas zu viel der Liebesmüh: Die Ausstellung ufert in diesem Teil zu einem Galopp durch die historische Avantgarde aus, der einerseits zu klein ist, um wesentlich neue Erkenntnisse zu liefern, zu groß, um einfach nur das eigentliche Thema der Ausstellung zu ergänzen. Dafür hat man futuristische Skulptur und Architektur, die Dichtung und Theorie, die Musik und Fotografie bis auf wenige Ausnahmen weitgehend ausgespart. Dementsprechend müsste der Titel eigentlich „Futuristische Malerei“ lauten. Unter dieser Prämisse jedenfalls ist eine erstklassige und fast lückenlose Ausstellung gelungen.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Futurismo. Avanguardia-Avanguardie
20.02 - 25.05.2009

Scuderie del Quirinale
Rom, Via XXIV Maggio 16
Tel: +39 06 39967500
Email: info.sdg@palexpo.it
http://www.scuderiequirinale.it
Öffnungszeiten: So-Do 10-20, Fr, Sa 10-22.30


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